: Daten ungeschützt
■ Behörde in Schleswig-Holstein stellt Mängel bei Polizei und Krankenkasse fest
Mit einem „Beratungsbüro“ im Internet will der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Helmut Bäumler künftig blitzschnell ratsuchenden BürgerInnen helfen. Auf diese Weise, hofft er, kann seine Behörde Verstößen gegen das Datenschutzgesetz vorbeugen. Denn genug SünderInnen gibt es immer noch, wie der 170 Seiten starke Bericht für 1998 zeigt, den Bäumler gestern vorgestellt hat. Unterlagen in offenen Regalen, fehlende oder zentral vergebene Paßworte für den Zugang zu Computersystemen – die Liste der Mißstände ist lang.
Ungewollt transparent zeigt sich die Polizei, da ihr Funk abgehört werden kann. Als „organisatorische Sicherheitslücke des Jahres“ gilt das Sozialamt in Büsum, das in einem Ferienhaus untergebracht ist. Um AntragstellerInnen nicht auf dem dunklen Flur stehen zu lassen, bleiben die Bürotüren offen. „So wußte nach einer halben Stunde Wartezeit jeder über jeden Bescheid, und die Feriengäste, die den gleichen Flur nutzten, hatten am Ende ihres Urlaubs einen Gesamtüberblick“, heißt es im Bericht.
Dutzende von Beanstandungen gab es bei der AOK. Danach waren die Beratungsplätze in keiner der geprüften Geschäftsstellen so konzipiert, daß Kunden ein diskretes Gespräch führen konnten. Akten lagen offen in Regalen. Nun will die Krankenkasse bis Ende September alle Mängel beheben und ihre Bemühungen um Datenschutz zu einem „Marktargument“ machen.
Gravierende Mängel fanden die Datenschützer auch im Kieler Städtischen Krankenhaus. „Computer im Krankenhaus – keiner weiß, wo es lang geht“, resümierten sie. Sicherheitskonzepte und Dokumentationen fehlten oder waren mangelhaft; personenbezogene Daten wurden oft auf der lokalen Festplatte abgelegt, obwohl die PC in einem so großen Haus nie absolut vor Diebstahl geschützt werden können. Eine Folge: „Sein schlechtes Gewissen wegen dieses Sicherheitsrisikos beruhigte ein Mitarbeiter dadurch, daß er seinen PC mit einem Stahlseil am Heizungsrohr angekettet hatte, seitdem nebenan zwei PC gestohlen worden waren“, vermerkt der Bericht. lno/taz
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