: Kein Komfort in der Lagerhalle
■ Viele Industrieräume in Hamburger Gewerbegebieten sind alt, zu klein oder schlecht ausgestattet. Nachfrage nach Bauland steigt
Großen Firmen geht es wie Fünfer-WGs. Eine Bleibe für alle zugehörigen Menschen samt Inventar zu finden, fällt schwer. Die Nachfrage nach großen Gewerbeflächen in Hamburg ist hoch, bilanzierte gestern die Firma Jones Lang LaSalle, das nach eigenen Angaben größte Unternehmen für Immobilien- und Investmentmanagement der Welt. „Lagerflächengesuche von über 2000 Quadratmeter können nur zögernd befriedigt werden“, sagte Abteilungsleiter Frank Freitag. Insgesamt seien Umsatz und Nachfrage „auf dem Industrialmarkt“ 1998 und im ersten Quartal 1999 gestiegen.
Am Platzmangel kann schon mal die Ansiedlung einer Firma im Stadtgebiet scheitern. Denn das Umland bietet Ausweichmöglichkeiten, die häufig billiger sind. Wer einen Quadratmeter Gewerbefläche kauft, muß in Hamburg mindestens 130 Mark auf den Tisch legen; dieser Preis gilt für Wilhelmsburg, die Peute und Harburg. Im Westen der Stadt werden auch schon mal 420 Mark pro Quadratmeter verlangt. Nachbarorte in Niedersachsen und Schleswig-Holstein fordern Preise zwischen 80 und 190 Mark.
Wie Wohngemeinschaften müssen auch Unternehmen mit großem Raumbedarf Kompromisse machen, wenn sie in der Stadt bleiben wollen – zum Beispiel, indem sie in Gebäude ziehen, die mies ausgestattet oder renovierungsbedürftig sind. Rund ein Drittel der Lagerhallen, die 1998 vermietet wurden, stammen aus den 60er Jahren. Die Infrastruktur hält sich in engen Grenzen und die Decken sind zu niedrig für manche Maschinen. Komfortmäßig landen solche Hallen in der Kategorie „C“ – tiefer geht's nicht. Daß sich rund ein Drittel der Firmen mit „dieser nicht ganz zeitgemäßen Ausstattung zufriedengeben“, vermutet Freitag, „ist auf einen Mangel an Flächen besserer Qualität zurückzuführen“.
Da bleibe nur ein Ausweg: Bauen. Gut 648.000 Quadratmeter hätten Hamburger Firmen im vergangenen Jahr gerne zubetoniert, am liebsten im Osten der Stadt. Hier gehen Gewerbeflächen weg wie renovierte Altbauwohnungen. „Auf dem ehemaligen Bundeswehrareal Höltigbaum sind schon 85 Prozent verkauft“, freute sich Freitag. Auch das seit Jahren halb leerstehende Hochhaus am Millerntor sei zu Unrecht als Investitionsruine verschrien: „Wir hoffen, kurzfristig eine großflächige Vermietung bekanntgeben zu können. Die Gespräche sind in der Endphase.“
Generell sind Neubauten sensibel zu handhaben, weiß er. Es gelte, die AnwohnerInnen von dem Projekt zu überzeugen. „Wenn die nicht zufrieden sind, können sie viel Unruhe verursachen“. Judith Weber
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen