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Telefonkarten und BVG-Tickets für Kosovaren

■ taz-Kampagne für die 220 Flüchtlinge in Berlin, die oft nur 80 Mark Bargeld haben

Vier Wochen sind sie nun schon in Berlin, die 220 Albaner aus dem Kosovo. Doch die Bedingungen, unter denen sie in der Hauptstadt leben, haben bei Flüchtlingsorganisationen und den Oppositionsparteien bereits Kritik hervorgerufen. Sie fordern nun, daß den Flüchtlingen aus dem Kosovo Bargeld ausgezahlt wird und daß sie in Wohnungen untergebracht werden. Außerdem sollten sie nicht nur eine dreimonatige Aufenthaltsbefugnis bekommen, sondern ein längeres Bleiberecht.

Damit erneuern die Flüchtlingsgruppen ihre alte Kritik an den Bestimmungen des Asylbewerberleistungsgesetzes, unter das auch die Kosovo-Flüchtlinge fallen. Das Gesetz, das seinerseits auf Vorstoß der Berliner Sozialsenatorin Beate Hübner (CDU) verschärft wurde, sieht vor, daß Flüchtlingen nur 80 Prozent des Sozialhilfesatzes ausgezahlt werden. So bekommt der Haushaltsvorstand einer Familie 360 Mark monatlich, Kinder bis acht Jahre erhalten 220 Mark und Familienmitglieder, die älter als acht Jahre sind, bekommen 310 Mark monatlich Sozialhilfe.

Hinzu kommt, daß – ebenfalls auf Geheiß der Senatorin – die Sozialhilfe in vielen Bezirken nicht in bar, sondern in Gutscheinen ausgezahlt wird. Die Gutscheine können die Flüchtlinge zwar in Supermärkten einlösen, bekommen aber kein Wechselgeld wieder. Kleidung erhalten sie aus öffentlichen Kleiderkammern.

Gerade für Flüchtlinge wie den 220 Kosovaren wirft die Auszahlung des ohnehin verminderten Sozialhilfesatzes neue Probleme auf: Was ihnen an Bargeld zur Verfügung steht, ist lediglich ein „Taschengeld“. Das beträgt 80 Mark im Monat für Personen über 14 Jahre und die Hälfte für jüngere Flüchtlinge. Davon müssen sie BVG-Tickets, Telefonkarten und andere Dinge des persönlichen Bedarfs kaufen. Kommunikation und Mobilität wird dadurch extrem schwierig. Vor allem deshalb, weil sie nach ihren Geburtsmonaten in allen 23 Bezirken registriert sind und quer durch die Stadt fahren müssen, um ihre Sozialhilfe oder ihre Gutscheine abzuholen.

Aus diesem Grunde unterstützt die taz die Forderung der Flüchtlingsorganisationen und der Oppositionsparteien und fordert ihre LeserInnen, also Sie, auf, BVG-Tickets und Telefonkarten zu spendieren, um den beschwerlichen Alltag wenigstens manchmal etwas lindern zu helfen. taz

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