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Stiller Schulstreit um die „OS“

■ Sechsjährige Grundschule oder Gymnasium ab der 5. Klasse? In Bremen ist derzeit alles möglich. In der Flämischen Straße gibt es zwar noch die alte OS - aber mit Binnendifferenzierung

„Schulfriede“ herrscht in Bremen, so hat es die große Koalition verabredet, und im Wahlkampf spielt der Streit um die Schule keine Rolle. Aber hinter den Kulissen wird zum Beispiel über den Sinn der „Orientierungsstufe“ (OS) heftig gerungen, immer wieder hört man: „Das entscheidet sich erst nach den Wahlen“.

„Orientierungsstufe“ bedeutet, daß die Schulkinder in der 5. und 6. Klasse nicht in Leistungsgruppen differenziert werden. Spätentwickler sollen eine Chance haben, durch Kleingruppen sollen Lernschwächen ausgeglichen werden. Aber seitdem in Bremen zusätzliche Lehrerstunden für solche Kleingruppen gestrichen werden, kränkelt die Idee. „Das ist das Problem“, räumt Oberschulrätin Ursula Helmke ein. Und so gibt es einen von der SPD gewünschten Modellversuch „Sechs Jahre Grundschule“ am „Alten Postweg“.

Der Bruch und auch die Leistungsdifferenzierung sollen nach diesem Modell erst nach der 6. Klasse erfolgen. Andere Grundschulen würden dem Modell gern folgen, etwa die Schule am Pulverberg, aber die OS-Lehrer wenden dagegen ein, daß die Leistungs-Entwicklung darunter leiden würde. Im Alten Gymnasium, wo derzeit zur 7. Klasse die Kinder aus 30 verschiedenen OS-Schulen zusammenkommen, weiß man ein Lied von dem Problem zu singen. „Wir brauchen mindestens ein halbes Jahr, um die unterschiedlichen Leistungsniveaus einigermaßen auszugleichen“, sagt Schulleiter von der Heyde. Er hat nichts gegen die 6jährige Grundschule, verbindet aber damit einen anderen Gedanken: Die Kinder, die einen Bil-dungsgang hin zum Abitur anstreben, könnten dann schon zur 5. Klasse die Grundschule verlassen.

Das Alte Gymnasium hat deshalb der Behörde einen Modellversuch „Gymnasium ab der 5. Klasse“ vorgeschlagen, die SchülerInnen könnten danach das Abitur nach der 12. Klasse erreichen. „Das wird nichts“, meint die Schulrätin Helmke glasklar.

Der Hintergrund: Ein Gymnasial-Angebot ab der 5. Klasse würde das Leistungs-Spektrum in den verbleibenden OS-Klassen verengen, die „besseren“ Schüler würden eben die OS verlassen. „Leistungsdifferenzierung in der OS“ ist daher ein anderer, Modellversuch der Schule Flämische Straße in Bremen-Huchting, den die CDU zu Beginn dieser Legislaturperiode durchgesetzt hat. In Deutsch, Mathe und Englisch „darf“ die Schule ihre Fünft- und Sechstklässer nach Leistung aufteilen. „In der Orientierungsstufen haben einige der Schüler große Schwierigkeiten, mitzukommen“, begründet OS-Leiter Joachim Wäller sein Engagement für dieses Modell. Und die Erfahrung, daß man immer nur die schlechtesten Noten hat, zerstöre die letzte Motivation dieser Schüler. In der besonderen Klasse für besonders förderbedürftige Schüler sind nun die Maßstäbe herabgesetzt, man schreibt auch mal eine Note „3“. Damit ist aber das Prinzip, daß die Kinder erst nach der 6. Klasse auf „Gy“, „H“ und „R“-Klassen aufgeteilt werden, durchbrochen. Genehmigt ist dieser Schulversuch bis zum Sommer, sprich: bis zur Wahl. „Die Lehrer sind mit dem Versuch sehr zufrieden und die Eltern auch“, sagt Wäller, „wir wünschen uns, daß es so weitergehen kann“. Aber auch das wird erst nach der Wahl entschieden. K.W.

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