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Fixerstuben als Unternehmen

Umbau des „Fixstern“ im Schanzenviertel abgeschlossen. MitarbeiterInnen der Drogenhilfe kritisieren Sozialsenatorin Karin Roth  ■ Von Elke Spanner

Karin Roth (SPD) thront auf der Treppe, die zum Druckraum führt, und lächelt starr. Ein Fest sollte es werden. Den Umbau des „Fixstern“ wollte sie feiern, sich und ihre Drogenpolitik. Doch statt des erhofften Applaus' erntet die Sozialsenatorin an diesem Mittwoch morgen Kritik. „Drogenberaterin sucht Arbeit“ und „In der Behörde wohnt die Laus, und andere baden's aus“ steht schon auf den Transparenten, durch die sie sich ihren Weg ins Innere der Drogenhilfeeinrichtung im Schanzenviertel bahnen mußte.

Dort geht sie auf der obersten Stufe in Stellung, verschränkt entschlossen die Arme vor dem lila Kostüm mit den goldenen Knöpfen und versucht, ihre Politik anzupreisen. Von fünf auf acht Konsumplätze habe sie die Kapazitäten des Druckraums im Fixstern erweitert, „fast verdoppelt“. Dadurch habe sie auch die Forderung der Drogenhilfeeinrichtungen erfüllt und im Schanzenviertel einen zweiten Druckraum eröffnet, „am gleichen Standort“. Kein Applaus.

Die Ablehnung, die ihr entgegenschlägt, ficht die Sozialsenatorin nicht an. Die Arme bleiben verschränkt, das selbstbewußte Lächeln auf ihrem Gesicht. Geringschätzend blickt sie von oben auf die Menge und zu „Fixstern“-Mitarbeiterin Marion Bergmann, die versucht, der Senatorin den Standpunkt der Drogenhilfeeinrichtung nahezubringen. Sie hält Roth vor, daß die Erweiterung nicht ausreiche. Nach wie vor seien die Wartelisten für den Druckraum lang, und die Personaldecke für intensive Beratungen sei zu dünn. Ein zweiter Druckraum im Schanzenviertel müsse her, auch um den Stadtteil zu entlasten. Die statt dessen im „Cafe drei“ an der Hoheluftbrücke eingerichtete Fixerstube sowie die des „Kodrops“ in Ottensen werde von den KlientInnen nicht genutzt.

Zum anderen, so Bergmann weiter, sei die Feier überschattet von der Ankündigung der Sozialsenatorin, die Trägerschaft für soziale Projekte öffentlich auszuschreiben – insbesondere für das „Drug-Mobil“ in Billstedt, das seit fünf Jahren auf beengtem Raum in einem umgebauten Bus arbeitet und endlich feste Räume bekommen sollte. Die Projekte müßten nun nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten organisiert werden, was dem Grundgedanken der Sozialarbeit widerspreche.

Die Sozialsenatorin klärt die Anwesenden indes auf, daß sie „in einem Unternehmen“ arbeiten. Die Trägerschaft würde sie ausschreiben, um Transparenz und Chancengleichheit zu schaffen. Letztere könne man nicht „reduzieren auf die, die schon drin sind“. Es klingt eher warnend, als sie sagt: „Wer Qualität vorzeigt, hat auch Chancen.“ Höhnisches Lachen. Erstmals gleitet Roths Lächeln leicht ins Säuerliche ab.

Der „Fixstern“ war erweitert worden, nachdem die MitarbeiterInnen die Einrichtung voriges Jahr wegen Überfüllung vorübergehend geschlossen hatten. Im Frühjahr 1998, so Bergmann, hätten sie bis zu 652 Kontakte mit DrogenkonsumentInnen täglich gehabt. Laut Roth können nun 120 Junkies täglich ihren Stoff unter hygienischen Bedingungen konsumieren.

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