: Rechte Messerstecher überfallen Türkspor-Team
■ Schwere Ausschreitungen von BFC-Fans nach gewonnenem Berliner Pokalfinale
Nur eine Woche nach der Rückbenennung ist der DDR-Serienmeister BFC Dynamo erneut ins negative Licht geraten. Gewaltbereite BFC-Hooligans stürmten nach dem 4:1-Sieg der Dynamos am Dienstag abend im Berliner Pokalfinale den Rasen des Jahn-Sportparks und machten Jagd auf die Spieler des Kontrahenten Türkspor. Kubilay Sarikaya wurde dabei sogar von einem Messerstich verletzt. Erst Polizei in Kampfausrüstung konnte dem skandalösen Treiben ein Ende bereiten. Während die Spieler des BFC den Pokal im Stadion entgegennehmen konnten, erhielten die Spieler von Türkspor ihre Medaillen im Schutz der Kabine überreicht. Schon während der Partie waren aus dem Dynamo-Fanblock rechtsradikale Sprüche wie „Türken in den Kosovo“ zu hören gewesen. Die Hetzjagd nach dem Abpfiff hatten zunächst auch 400 Polizisten und 100 Ordner nicht verhindern können. Im Umfeld des BFC, der von 1990 bis Anfang vergangener Woche FC Berlin hieß, hatten sich schon mehrfach gewaltbereite Fans gesammelt.
„Das ist eine Schande für Berlin. Wir sind unwahrscheinlich enttäuscht“, erklärte Türkspors Geschäftsführer Ümit Anasal. Der sportpolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Dietmar Volk, hat den BFC aufgefordert, den gewonnenen Paul-Rusch-Pokal zurückzugeben. „Nur wer sich von Nationalismus und rechten Parolen distanziert, verdient diesen Pokal. Mit einer Rückgabe kann der Klub deutlich machen, daß er nicht an alte ,Mielke-Traditionen‘ anknüpfen will“, meinte Volk.
BFC-Präsident Volkmar Wanski, der sich unmittelbar nach den Vorkommnissen bei Türkspor entschuldigt hatte, wies einen Zusammenhang mit dem Namen „BFC Dynamo“ jedoch zurück: „Es tut mir sehr leid. Aber ich versichere auch, daß es wieder nur eine Minderheit war, die diese Ausschreitungen zu verantworten hat.“ Berlins Fußball-Präsident Otto Höhne dagegen sah die gewalttätigen Szenen „nicht unabhängig davon“. Er sei aufs tiefste empört und forderte: „Die Umbenennung darf keine Rückkehr in alte Zeiten sein.“ dpa
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