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An-den-Karren-fahren verboten

■ Hamburg richtet am Wochenende die Deutsche Damen-Meisterschaft im Rollstuhlbasketball aus

Sorgfältig schnallt sich Verena Klein Rücken, Knie und Fußgelenke fest. Schon schnellen die neun Spielerinnen vom Rollstuhl-Sport-Club (RSC) Hamburg auf den Korb zu, eine wirft, die nächste fängt und gibt ab. Immer in Bewegung bleiben. Es ist das letzte Training der Deutschen Meisterinnen im Rollstuhlbasketball der Damen vor der Meisterschaft 1999, die morgen und übermorgen in der Sporthalle Wandsbek ausgetragen wird.

Frau muß das Gefährt schon sehr gut beherrschen, um im Rollstuhlbasketball etwas zu werden. „Wichtig sind Ballgefühl und geschickte Fahrtechnik“, erläutert Heike Prengemann, die seit 10 Jahren im Rollstuhl basketballert. Ihre Kollegin Anette Kahl mußte das Manövrieren ganz von vorne lernen – sie ist Fußgängerin. Auch als solche hat sie schon Basketball gespielt, aber der Rollstuhl bringt „eine neue Spielvariante“, erklärt die Sportstudentin. Seit vier Jahren sind in der sogenannten Integrationssportart Rollstuhlbasketball auch Nichtbehinderte zugelassen. „Fragt sich nur, wer da in was integriert wird“, meint Klein trocken. Die drei „Fußgängerinnen“ im Team mußten sich natürlich erst daran gewöhnen, „daß sie was unterm Hintern haben“, erläutert Trainer Richarz: „Wenn der Ball kommt, heißt der erste Reflex eben nicht ,hinlaufen', sondern ,rollen'.“

Basketball ist die einzige Teamsportart, die derzeit für Menschen mit Behinderungen angeboten wird. Ein spezielles Klassifizierungssystem ermöglicht den SportlerInnen unabhängig vom Ausmaß der körperlichen Behinderung gleiche Chancen. Je nach ihrer Sitzstabilität und Drehmöglichkeit des Rumpfes erhalten die SpielerInnen Punkte von eins, für diejenigen mit den größten Einschränkungen, bis 4,5 für die „FußgängerInnen“. Insgesamt darf die Summe der Punkte auf dem Spielfeld höchstens 14 Punkte betragen.

Jetzt stimmt Peter Richarz die Positionen der „high- und lowpoint-player“ strategisch ab – ohne drumherumzureden. Am Sonntag muß die Taktik aufgehen. Die Frauen wollen gewinnen. Grundmotivation ist aber die Freude am Sport. „Ich liebe es, mich dabei körperlich verausgaben zu können“, sagt Heike Prengemann. Dabei müssen auch die Rollstühle einiges aushalten. Im Training krachen die Räder noch bedenklicher aneinander, als es in einem Spiel vom Schiedsrichter toleriert würde. Anderen in die Karre zu fahren, gilt als böses Foul. Die anderen Regeln entsprechen denen der FußgängerInnen: Beispielsweise dürfen die Spielerinnen mit dem Ball auf dem Schoß den Rollstuhl nur zweimal anschieben, dann muß gedribbelt oder gepaßt werden.

Trainingsgegner sind heute fünf Männer. In der 1. und 2. Bundesliga spielen Frauen und Männer in gemischten Teams, da es immer noch verhältnismäßig wenig Frauen gibt, die Rollstuhlbasketball engagiert betreiben. „Deshalb war es für uns so wichtig“, erklärt Verena Klein, „mit den Meisterschaften einen eigenen Wettkampf ohne männliches Übergewicht zu haben.“ Leicht wird die Titelverteidigung an diesem Wochenende gegen die Teams aus Berlin, Donauwörth, Bochum, Heidelberg-Kirchheim und München nicht werden, ahnt Prengemann: „Die Gegnerinnen sind seit dem letzten Jahr stärker geworden.“

Christiane Tursi

Deutsche Meisterschaften der Frauen im Rollstuhlbasketball: Sonnabend und Sonntag von 9 bis 19 Uhr in der Sporthalle Wandsbek, Rüterstraße 75. Infos unter Tel. 7 35 84 36

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