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Saberschinsky schlägt zurück

■ Staatsanwaltschaft soll wegen Telefonmitschnitt ermitteln

Die Polizeiführung ist der Auffassung, daß sowohl der Mitschnitt als auch die Veröffentlichung des Tonbandgesprächs zwischen Innenstaatssekretär Kuno Böse (CDU) und Polizeipräsident Hagen Saberschinsky vor der Schießerei am israelischen Generalkonsulat illegal war. „Wir gehen davon aus, daß die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes einleitet“, so ein Polizeisprecher gestern. Nach Angaben von Justizsprecherin Michaela Blume ist die Staatsanwaltschaft aber noch nicht tätig geworden, weil sie „viel zuwenig Tatsachenmaterial hat, um den Vorgang prüfen zu können“. Beim SFB, der das Protokoll am vergangenen Freitag in Umlauf gebracht hatte, ist man gelassen. „Diese Information mußte an die Öffentlichkeit“, sagte der SFB-Journalist Norbert Siegmund. Schließlich sei das Protokoll „ein Kernstück“ für die Klärung der Frage im Untersuchungsausschuß, ob es bereits am Vortag der Schüsse Hinweise auf eine besondere Gefahr für das Konsulat gab.

Angesprochen auf die Gefährdung israelischer Einrichtungen, hatte Saberschinsky zu Böse in dem Telefonat gesagt: „ Ja, ja, ja, ist gut, o.k. Wir schützen die ganze Welt.“ Das Gespräch hatte Böse im Anschluß an eine Schaltkonferenz der Innenminster von Bund und Ländern vom Lagezentrum der Innenverwaltung aus geführt. Ob es Zufall oder Absicht war, daß das Tonband nach der Konferenzschaltung weiterlief, ist unklar. Saberschinsky betont, er habe von dem Mitschnitt nichts gewußt. Das Gesprächsprotokoll gehörte zu den ersten Unterlagen, die die Innenverwaltung dem Untersuchungsausschuß vergangene Woche übergeben hatte. Sollte Saberschinsky damit zum Abschuß freigegeben werden, um andere Verantwortliche zu schonen?

Der Vorsitzende des Ausschusses, Wolfgang Wieland, will klären lassen, wer die Unterlagen zusammengestellt hat. Diesen Freitag sollen sowohl Saberschinsky wie Böse im Auschuß gehört werden. Plutonia Plarre

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