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Aus für die Exiles

■ Hamburgs traditionsreiches Rugbyteam muß passen. Spielermangel im fairen Sport der harten Männer – und Frauen

Der Ball ist nicht rund – das ist bereits auf den ersten Blick nicht zu übersehen. Dann wird es schon schwieriger: Die eine Hälfte der wenigen Zuschauer kennt sich untereinander und den Sport bestens. Jeder Kick, jedes Tackling wird beklatscht und kommentiert. Die andere Hälfte hingegen ist eher zufällig da und wundert sich über ein Spiel, das als Vorläufer sämtlicher Fuballarten gilt und dessen Regeln und Feinheiten hierzulande allen – außer eben den Liebhabern – ein ewiges Rätsel bleiben werden.

So ist das in Deutschland mit dem Rugby. Während die amerikanischen Sportarten boomen, findet das keltische Mannschaftsspiel nahezu unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Dabei ist der Kampf um das „Ei“ weit härter und spieltechnisch durchaus anspruchsvoller als der inzwischen große Bruder aus der neuen Welt – American Football. Es gibt keine dicken Polster und festen Helme, lediglich bandagierte Ohren und ein Gebißschutz geben den Aktiven eine Art von Sicherheit für das ungetrübte Siegerlächeln. Kleinere Verletzungen wie Schürfwunden, blaue Flecken oder Brummschädel sind an der Tagesordnung, weshalb ein Spielerkader von mindestens 22 Akteuren pro Saison erforderlich ist.

Das mußte jüngst das Team der Hamburg Exiles einsehen und seine Mannschaft vom Spielbetrieb der Qualifikationsrunde zur zweiten Bundesliga Nord abmelden. „Zu wenig Leute, zu viele Verletzte“, erklärt Bernd Ahlers, Mitglied des 1966 gegründeten Vereins. Dieser setzte sich zunächst vorwiegend aus in Niedersachsen und Hamburg stationierten britischen Soldaten zusammen. Heute, 23 Jahre später, werfen und treten auch Deutsche und Franzosen gemeinsam mit Briten, die aus beruflichen Gründen in der Hansestadt leben, den rund 440 Gramm schweren Ball umher.

Die unabwendbare Folge des ausgedünnten Spielerkaders: Alle Begegnungen wurden mit 0:50 sowie drei Punkten für den Gegner gewertet. Die eigentlich als Punktspiel geplante Partie gegen den Hamburger Rugby-Club (HRC) konnte immerhin freundschaftlich ausgetragen werden. Denn so hart dieser Sport auch ist, er wird stets fair und mit Respekt vor dem Gegner gespielt. Das konnte auch die vernichtende 0:58-Niederlage der Exiles nicht ändern. Im Anschluß wurden sowohl die Sieger als auch die Verlierer gefeiert. „Jeder weiß, was uns auf dem Platz erwartet“, sagen die Aktiven.

Dem Hamburger Verband gehören insgesamt vier Mannschaften an – außer den Exiles noch Geesthacht und der FC St. Pauli. Die Domäne der Männlichkeit wird lediglich durch das Frauenteam des FC St. Pauli durchbrochen, die genauso wie die Herren des Klubs um die Berechtigung für die zweite Liga spielen – und das mit Erfolg. Gestern besiegten Paulis Herren den BSV 92 Berlin mit 36:7, und die Frauen bezwangen den DRC Hannover mit 39:0. Oliver Lück

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