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Militärs im Weißen Haus klären US-Präsidenten auf

■ Clinton wird heute vom Generalstab über Invasionspläne für das Kosovo informiert

Washington (dpa/taz) – Die USA wollen sich mit 7.000 Soldaten an der geplanten internationalen Friedenstruppe im Kosovo (KFOR) beteiligen. Präsident Bill Clinton wollte das US-amerikanische Kontingent an der rund 50.000 Mann starken Truppe noch am Mittwoch in einer Rede vor Universitätsabsolventen in Boulder (Colorado) bekanntgeben.

Einen Tag darauf hat Clinton die führenden Militärs ins Weiße Haus gebeten, um genau über sämtliche Optionen des weiteren Vorgehens im Kosovo informiert zu werden, berichtete gestern die New York Times. Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark hatte Clinton bereits vor zwei Wochen aus seiner Sicht die Lage geschildert und verlangt, die politisch bedingte Zurückhaltung bei den Luftangriffen aufzugeben. Deshalb sei er zu diesem Treffen nicht eingeladen worden, schreibt die New York Times. Teilnehmen werden Generalstabschef Henry Shelton, sein Stellvertreter General Joseph Ralston und die Chefs der vier Waffengattungen.

Eine Entscheidung für eine Invasion im Kosovo – nach britischen Zeitungsberichten sollen sich daran 90.000 US-Soldaten beteiligen – müsse vorbereitet werden, sie könne nicht „vom Himmel fallen“, sagte ein Nato-Diplomat. Falls die Vermittlungsbemühungen des russischen Beauftragten Wiktor Tschernomyrdin und des finnischen Präsidenten Ahtisaari scheitern, erwarten Diplomaten eine Entscheidung spätestens beim Weltwirtschaftsgipfel vom 18. bis 20. Juni in Köln. „In den nächsten Tagen, in der nächsten Woche wird es zum ersten Mal eine ernsthafte Debatte über Bodenkampftruppen geben“, zitiert die Zeitung ein hochrangiges Mitglied der Clinton-Administration.

Bisher hat das Weiße Haus eine öffentliche Debatte über eine Invasion im Kosovo zu vermeiden versucht. Solch ein Einsatz sei wegen der zu erwartenden Todesopfer unter US-Soldaten nicht populär.

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