: Wie Fix und Foxi viel Geld ranschaffen
■ Ravensburger verkauft heute seine Kinderstars an der Börse
Wenn Sie diesen Artikel lesen, hat sich Käpt'n Blaubär schon eine goldene Nase verdient, und auch Fix & Foxi können endlich mal ihr klappriges Dach neu decken. Denn heute geht die RTV AG, die Medientochter des ehrwürdigen Otto Maier Verlags in Ravensburg, an die Börse. Und der Kurs am Neuen Markt der Frankfurter Börse, wo die Newcomer und Hoffnungsträger gehandelt werden, soll vor allem dank der Comic- und Trickfilmfiguren explodieren. Bis ins Jahr 2001 wollen die Manager ihren Umsatz mehr als verdoppeln.
Die Ravensburger treten damit in die Fußstapfen der Münchner Firma EM.TV, die seit ihrem Börsengang 1997 ihren Wert am Neuen Markt mehr als vertausendfachte. Das Rezept: Man erhöhe sein Kapital am Aktienmarkt, investiere in Merchandising und presche beim internationalen Handel mit Filmrechten vor. Kurse und Umsätze wachsen, die Shareholder sind zufrieden, und die TV-Männer reiben sich die Hände. Ohnehin sind Medienaktien am Neuen Markt derzeit ein Renner. Neben dem Vorbild EM-TV gelten auch die Börsengänge von Kinowelt, Cinemedia und Senator Film als Erfolg unter den Neuemissionen
Bislang produzierte RTV jährlich 300 Stunden fürs Kinderprogramm, meist Zeichentrickserien. Neben Käpt'n Blaubär oder Fix & Foxi gehören der RTV AG die Rechte an Figuren wie Philipp die Maus oder Urmel, die das Kinderherz vorrangig über die Öffentlich-Rechtlichen erfreuen. Die besten Geschäfte machte die 1985 gegründete RTV schon immer mit dem An- und Verkauf von TV-Rechten auf der ganzen Welt.
2,5 Millionen Aktien stehen zum Verkauf. Auf 8, 30 Euro wurde gestern früh der Ausgangskurs festgelegt. Im Telefonhandel wurde die neue Aktie schon gestern sehr lebhaft gehandelt. Gegen 11 Uhr wurde das Papier in Frankfurt bereits mit 18 bis 20 Euro bewertet. Doch wer sich ob solcher Aussichten ein lukratives Stück vom Käpt'n Blaubär sichern will, muß enttäuscht werden. Wie üblich war der Andrang schon in der Zeichnungsphase größer als die Zahl der Aktien. Und manch Analyst ist auch ein wenig skeptisch: „Ob das reicht, um sich gegen sehr viel größere Wettbewerber wie Disney oder EM.TV zu behaupten ...?“ fragt die Wirtschaftswoche, und Manfred Krause von der Maklerfirma Schnigge spricht gegenüber der Agentur Reuters von einem „Risikofaktor“. Dennoch raten die Experten: „Kaufen“.
Das soll bei RTV eine Kapitalerhöhung von 46,7 Millionen Mark ergeben. DasMutterunternehmen behält 72,3 Prozent der Aktien. Haupteinnahmequelle der Ravensburger bleiben Puzzles und Spiele. Langfristig habe ohnehin nur Qualität Bestand, sagt RTV-Chef Peter Hille. „Langlebige Programme“ ließen sich am besten vermarkten. Siehe Käpt'n Blaubär, ‚/B‘der als Merchandising-Figur längst in jedes Kinderzimmer Einzug hielt. Heike Spannagel
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