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Querspalte

■ Angriffskrieg und Amalgam

Im Fernsehen zeigten sie neulich den Papst, wie er durch Gottes Schöpfung tatterte, und meine fünfjährige Tochter fragte mich: „Papa, ist das Milloschewitsch?“ Ein niederträchtiger Impuls stieg in mir auf: „Sag doch einfach ja, was soll's; schließlich geht sie in eine Evangelen-Kita! Wäre es denn von Übel, wenn ein Kind glaubte, alle Unholde dieser Welt müßten sich komische Mützen aufsetzen, in einer gläsernen Zelle durch die Städte kutschen und sich also zum Rudolf machen?“ Aber weil ich nicht nur gewissenloser Demagoge, sondern auch verantwortungsbewußter Erzieher bin, schüttelte ich den Kopf und salbaderte was vom „Mann, der Kindern ganz doll weh tut und noch viel gemeiner ist als der doofe Theodor, der dich immer in den Rücken kneift“, und dafür bekäme der Milloschewitsch jetzt von den Guten seine gerechte Strafe. Ich muß geklungen haben wie Gerhard Schröder.

 Man kann Greueltaten auch an sich selbst verüben. Ich betete, daß bald Schluß sein möge mit der Veranstaltung. Leider war mir dabei meine Frau entfallen. Die hatte Anfang April massiv gefordert, ich müßte dringend zum Zahnarzt. Ich hatte aufgeschrien: Bitte nein! „Angriffskrieg und Amalgam gleichzeitig“, das sei seelisch nicht zu verkraften. Vergangene Woche, als die Wertegemeinschaft schon einmal gesiegt hatte, rief ich meine Frau an: „Du, unser Super-Joschi, dieser Teufelskerl! Erst hat er so getan, als ob er ganz wild sei, um dann ...“ Nur Spaß. Nein, tatsächlich hatte ich eine Gänsehaut und sagte filmreif: „Es ist vorbei.“ Meine Frau fragte: „Wirklich?“ Und dann: „Schön, nun kannst du dir ja die Plomben machen lassen.“ Oh. Doch inzwischen habe ich meine Argumentation notdürftig der Weltlage angepaßt: „Der Krieg zu Ende? Pah! Kosovo, das war doch erst der Anfang.“ Ich denke, das kann man gelten lassen. Andre Mielke

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