Unzensiert: extrem elementar

■ F wie Film und Fußball: private Super-8-Rollen am Millerntor

Der Reiz des Unbekannten läßt jede Sneak-Preview zu einem Erfolg werden. Da, wo sonst jeder für sich in der Dunkelheit des Kinosessels vor sich hinmuffelt, entsteht auf einmal ein Gruppengefühl.

Bei schmalzigen Liebesfilmen wird gejohlt, Feuerzeuge werden geschwenkt, und über gestählte Muskelmänner wird kräftig abgelacht. Daß große Hollywood-Produktionen laufen, ist die einzige Sicherheit, die geboten wird. Und genau die entfällt bei The Woodstock of Independent Street-Film Screening.

Initiiert wird die Open Air Megaschau im Rahmen des Kurzfilmfestivals von der All NIZO Super-8-Film-Zentrale. Ihre Arbeit in der Filmwerkstatt konzentriert sich auf den Erhalt und die Popularisierung dieser spezifischen Filmform. Ungeprüft werden jetzt schon zum 44. Mal kurze, selbstproduzierte Super-8-Filme, die die Zuschauer am selben Abend mitbringen, gezeigt. Sicherlich ein erhebendes Gefühl, wenn tausende von Menschen den selbstproduzierten Streifen anschauen, der vielleicht aus einer Laune heraus entstand.

Trotz schlechten Wetters haben sich letztes Jahr 2000 Interessierte am Övelgönner Elbstrand die Filmchen gegeben. Wegen des großen Andrangs wird diesmal die Leinwand im FC St. Pauli Fußballstadion aufgebaut.

Zum ersten Mal öffnen sich damit die Tore eines Fußballstadions für eine Open-Air-Vorführung von unabhängig produzierten Filmen. Vielleicht wartet sogar der eine oder andere St. Paulianer mit selbstgemachtem Zelluloid auf... 4000 Zuschauer werden erwartet, die eine Alternative zur Profifilmerei suchen. Hier können sie sich dem Schund und der Kunst hingeben und in gelöster Atmosphäre ihre Kritik herausposaunen.

Ab 20 Uhr können die maximal achtminütigen Werke auf 120 Meterspulen mit zwei Meter Vorlauf beim All NIZO-Counter am Millerntor abgegeben werden. Wer das tut, hat freien Eintritt.

Alle anderen zahlen fünf Mark, um von 22 Uhr bis ein Uhr nachts die weite Welt der hausgemachten Super-8-Rollen zu erleben.

Stefanie Heim