piwik no script img

Klemann kontert Uefa-Angriff: 1:0

■  30.000 Klappsitze für das Olympiastadion, bis Ende September will der Senat die ganze Arena umrüsten. Kosten: 9 Millionen Mark. Champions-League-Spiele sind in Reichweite

Den Auflagenangriff des Europäischen Fußballverbandes Uefa beim Match um das Olympiastadion hat der Senat gekontert. Nach nur einer Woche Diskussion entschied gestern die Landesregierung, das Stadion mit Klappsitzen auszurüsten. Bis zum ersten Champions-League-Spiel des Bundesligisten Hertha BSC im August sollen 30.000 Sitze installiert werden, die nach der Sanierung der maroden Sportstätte wiederverwendet werden können. Nach Angaben von Bausenator Jürgen Klemann (CDU) sind die Klappsitze billiger als Schalensitze. Die Kosten für die Sitze bezifferte der Senator mit neun Millionen Mark.

Der Senat reagierte damit auf die Forderung der Uefa, die die Umrüstung des Olympiastadions zur Bedingung für die Teilnahme von Hertha BSC an den Qualifikationsspielen zur Champions League gemacht hatte. Zugleich erhofft sich das Land mit der nun zugesagten Modernisierung für 30.000 Sitze, von der Uefa eine Ausnahmegenehmigung beim ersten Spiel für die restlichen Sitzbankplätze zu erhalten.

Klemann sagte, daß der Senat bereits gestern an zwei Unternehmen einen Auftrag erteilt habe. „Bis zum 10. August“, so der Senator, „werden von den Firmen jeweils 15.000 Klappsitze geliefert und montiert.“ Bis Ende September würden die restlichen Tribünen mit einer Kapazität von 75.000 Klappsitzen ausgestattet sein. Es handle sich dabei um das „Modell Stuttgart“, das auch im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion installiert sei, erklärte Klemann. Pro Stuhl müsse das Land nun inklusive Montage 117,39 Mark aufbringen.

Klemann fügte hinzu, daß die Klappstuhl-Aktion sowohl mit Hertha BSC und dem Denkmalamt als auch mit dem für die Modernisierung des gesamten Stadions beauftragten Architektenbüro Gerkan, Marg und Partner abgestimmt sei.

Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) begrüßte die schnelle Entscheidung des Senats. Zugleich äußerte sie die Hoffnung, daß sich der Fußballverein an den Klappsitz-Kosten beteiligen werde. „Das wäre nur fair uns gegenüber“, sagte sie. Die vom Senat initiierte Aktion bedeute eine Investition für Hertha BSC.

Stahmer und Klemann sahen sich gestern darin gestärkt, daß der Einbau von Klappsitzen in dieser Größenordnung die Uefa zu einer Ausnahmegenehmigung bewegen werde. „Die Uefa muß anerkennen, daß sich hier etwas tut“, polterte der Bausenator.

Mit einer entsprechenden Bitte hatte sich der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) in der vergangenen Woche an den Uefa-Präsidenten Lennart Johansson gewandt. Außerdem versprach gestern Egidius Braun, Präsident des Deutschen Fußballverbandes DFB, sich bei der Tagung des Exekutivkomitees am 1./2. Juli in Genf noch einmal im Sinne Berlins für eine Auflagenänderung einzusetzen. „Aber das Maximale, was möglich ist, ist der Aufschub für ein Spiel“, sagte Braun. Rolf Lautenschläger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen