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Neue Korea-Gespräche

■ Die Verhaftung einer südkoreanischen Touristin im Norden belastet den Dialog

Seoul (dpa) – Erstmals seit 14 Monaten haben Nord- und Süd-Korea gestern wieder Gespräche auf hoher Ebene geführt. Vertreter beider Seiten sprachen in Peking für 90 Minuten über Familienzusammenführung, einen etwaigen Dialog auf noch höherer Ebene und das Scharmützel im Gelben Meer von letzter Woche.

Das Treffen in einem Pekinger Hotel hatte mit einem Tag Verspätung begonnen. In der Nacht zuvor war ein Frachtschiff im nordkoreanischen Nampo mit der letzten versprochenen Hilfslieferung Düngemitteln aus dem Süden eingetroffen. Wegen der Verzögerung hatte Nord-Korea am Vortag die Gespräche platzen lassen. Für die Zusammenführung der Familien, die seit dem Koreakrieg 1950 – 53 getrennt leben, habe er „spezifische Pläne“ erläutert, wie das Schicksal der Angehörigen geklärt werden könne, sagte der südkoreanische Vize-Vereinigungsminister Yang Young Shik. Dabei gehe es auch um den Briefverkehr und Familientreffen. Etwa zehn Millionen Menschen wurden durch die Teilung der Halbinsel getrennt.

Derweil sorgt die Verhaftung einer südkoreanischen Touristin im Norden für neue Spannungen. Die 35jährige Min Young Mi wird seit Sonntag festgehalten, nachdem sie mit einer Reiseführerin aus dem Norden über das Leben nordkoreanischer Überläufer im Süden gesprochen haben soll. Pjöngjang beschuldigte Min, sie habe die Reiseführerin damit in den Süden locken wollen. Min hatte an einer Kreuzfahrt des Hyundai-Konzerns zum Kumgang-Berg an der nördlichen Ostküste teilgenommen. Seit November machten 80.000 Südkoreaner diese Tour, bei der ihnen außer zu den Reiseführern jeder Kontakt zur Bevölkerung untersagt ist. Gestern setzte die Regierung in Seoul die Reisen aus. Sie sind das erste Ergebnis der von Präsident Kim Dae Jung verfolgten Entspannungspolitik.

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