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Reich durch Flüchtlinge

■ Gegen die Tochter des Filmmoguls Brauner wird wegen Betrugs ermittelt

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Tochter des Filmproduzenten Artur Brauner, Fela Brauner-Rosen, wegen des Verdachts des Betruges. Sie soll mehr als 200.000 Mark widerrechtlich von sieben Sozialämtern kassiert haben.

Der Vorwurf: Die 39jährige habe einzelne bosnische Kriegsflüchtlinge oder ganze Familien nicht wie vorgesehen in Wohnheimen untergebracht, sondern in von ihr angemieteten, nicht zugelassenen Wohnungen. „Wider besseres Wissen“, so die Polizei, habe sie die Unterbringungskosten dennoch über das Wohnheim abgerechnet. Hätten die Sozialämter davon gewußt, so wären die Zahlungen an die 39jährige Maklerin nicht erfolgt beziehungsweise die Flüchtlinge umquartiert worden, teilte die Polizei mit. Das soll in mindestens acht Fällen zwischen 1994 und 1997 geschehen sein.

Fela Brauner-Rosen betreibt ein Wohnheim in Tiergarten. Der durchschnittliche Tagessatz für einen Flüchtling beträgt derzeit rund 22 Mark pro Tag in einen Heim, die Unterbringung in Wohnungen ist wesentlich billiger.

Beamte des Landeskriminalamtes durchsuchten an acht Orten, mehrere Kartons mit Geschäftsunterlagen wurden sichergestellt. Welche Sozialämter betroffen sind, wurde gestern nicht bekannt.

Bereits vor einigen Jahren hat die Kreuzberger Sozialstadträtin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) schlechte Erfahrungem mit Brauner-Rosen gemacht. „Sie wollte damals eine neue Einrichtung für Obdachlose und Flüchtlinge eröffnen und wollte wissen, ob Kreuzberg dafür Kontingente hat“, so Junge-Reyer. Das Bezirksamt lehnte jedoch ab, da Brauner-Rosen nicht den Eindruck einer „seriösen und zuverlässigen Geschaftspartnerin“ gemacht habe. Außerdem stand 1995 bei Brauner-Rosen der Gerichtsvollzieher vor der Tür, da sie Mietschulden für ein Bürogebäude nicht bezahlt hatte. Julia Naumann

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