: Mahnmal für „Political Correctness“
■ Jerzy Halbersztadt, Direktor des „Museums der polnischen Juden“, hält das Mahnmal für zu abstrakt und unverständlich
Die ehemaligen NS-Vernichtungslager liegen alle in Polen: Auschwitz, Treblinka, Sobibor, Majdanek, Stutthof, Großrosen, Chelmno und Belzec. Der jährliche „Marsch der Lebenden“ mit mehreren tausend Juden aus aller Welt führt durch diese Lager und endet in Israel, in der für Juden wichtigsten Gedenkstätte Jad Vaschem.
„Für uns Juden ist das Mahnmal in Berlin ohne Bedeutung“, erklärt Jerzy Halbersztadt, Direktor des Projekts „Museum der polnischen Juden“ in Warschau. „Wichtig für uns sind die tatsächlichen Orte der Shoah. Für die Deutschen aber wird das Berliner Mahnmal eine nationale Bedeutung erhalten, neben dem Brandenburger Tor und anderen nationalen Symbolen in der Hauptstadt Deutschlands.“
Der Museumsexperte hält jedes Mahnmal für verfehlt, das „nur mit einem Buch in der Hand entschlüsselt werden kann“. Das genau aber treffe für dieses nun zu. Das konkrete Gedenken werde in der abstrakten und unverständlichen Form des Mahnmals aufgehoben und damit sinnentleert. „Bedeutende Denkmäler entstehen unter starkem emotionalen Druck. Triebfeder ist ein Geschehen, das für die Gesellschaft eine so große Bedeutung hat, daß sie es für die kommenden Generationen verewigen will.“
In Deutschland sei die Triebfeder für das „Mahnmal für die ermordeten Juden Europas“ die „Political Correctness“ gewesen. Für die intellektuelle Entwicklung der kommenden Generationen werde das ebenfalls in Berlin entstehende Jüdische Museum wichtiger sein. „Hier wird man Fragen stellen und Antworten bekommen können.“
Gabriele Lesser, Warschau
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