: Indonesien läßt Ramos-Horta einreisen
■ Der osttimoresische Friedensnobelpreisträger Ramos-Horta darf in Jakarta an einer „Versöhnungkonferenz“ teilnehmen
Bangkok (taz) – Fast ein Vierteljahrhundert lang war der Mann mit der Fliege und dem Dreitagebart einer der ärgsten Feinde der indonesischen Regierung: José Ramos-Horta, der seit 1975 im australischen und portugiesischen Exil für die Unabhängigkeit Ost-Timors kämpft und der zusammen mit dem katholischen Bischof Carlos Belo 1996 den Friedensnobelpreis erhielt. Doch nun hoffen Politiker in Jakarta, daß der 49jährige ihnen bei der Lösung des Ost-Timor-Problems helfen kann: Sie ließen ihn am Samstag erstmals wieder nach Indonesien einreisen – 24 Jahre, nachdem der frühere Außenminister des kurzlebigen unabhängigen Ost-Timors vor den heranrückenden indonesischen Truppen flüchtete.
Er sei „sehr froh, in dem neuen, demokratischen Indonesien zu sein“, erklärte Ramos-Horta nach seiner Ankunft. Knapp zwei Monate vor dem Referendum über die Zukunft Ost-Timors versammelten sich in einem Hotel beim Flughafen von Jakarta Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung und pro-indonesische Politiker zu einer „Versöhnungskonferenz“. Ramos-Horta traf auch den ost-timoresischen Guerillachef José Alexandre „Xanana“ Gusmao, der zu 20 Jahren Haft verurteilt ist und derzeit in Jakarta unter Hausarrest steht. Für den Exilpolitiker, der im Ausland unermüdlich für die Freiheit Gusmaos geworben hat, ein bewegender Augenblick: „Ich war sprachlos“, so Ramos-Horta.
Zur fünftägigen Konferenz eingeladen hatten die beiden katholischen Bischöfe Ost-Timors, Belo und Bascilio dos Nascimento. 60 Führer der verschiedenen politischen Gruppen und der Milizen, die sich in Ost-Timor gegenüberstehen, wurden erwartet. Ob die Gespräche erfolgreicher werden als die zahlreichen Friedensgelöbnisse der letzten Monate ist fraglich. In Ost-Timor herrscht Angst. Vergangene Woche verschob UN-Generalsekretär Kofi Annan die ursprünglich für den 8. August geplante Abstimmung aus Sicherheitsgründen um zwei Wochen.
Pro-indonesische Milizen terrorisieren große Teile der Region. Sie werden unterstützt von starken Kräften aus Regierung und Armee, die Ost-Timors Unabhängigkeit verhindern wollen. Sie scheren sich nicht um die Versprechen von Präsident B. J. Habibie, den Willen der Ost-Timoresen zu respektieren. Die Lage wird zusätzlich durch Provinzpolitiker destabilisiert, die nach Erkenntnissen der UNO Gelder des indonesischen Sozialfonds in die Kassen pro-indonesischer Gruppen schleusen. Sie ernannten gar einen pro-indonesischen Bandenchef zum Führer einer offiziell für die Sicherheit des Referendums zuständigen paramilitärischen Einheit. Tausende Bewohner flohen in letzter Zeit aus ihren Dörfern. Sie fürchten um ihr Leben, wenn sie für die Unabhängigkeit stimmen. Pro-indonesische Milizenführer drohen auch ausländischen Helfer und UN-Mitarbeitern.
Dennoch will die nach Ost-Timor entsandte UN-Mission (Unamet) das Votum durchsetzen. 71 der knapp 300 unbewaffneten UN-Polizisten sind bislang eingetroffen. Jamsheed Marker, Gesandter von UN-Generalsekretär Annan, zeigte sich am Samstag in Dili vorsichtig optimistisch, daß die größten Hindernisse überwunden werden könnten. Ob Ramos-Horta in den nächsten Tagen in seine Heimat weiterfliegen wird, ist unklar. Er dürfe nur dann nach Dili reisen, wenn er dort nicht für die Unabhängigkeit werbe, erklärte Indonesiens Außenminister Ali Alatas. Ramos-Horta hat dies akzeptiert. Seine Rückkehr in dieser gespannten Atmosphäre könnte neue Unruhen provozieren. Jutta Lietsch
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