: Qualitätssicherung in der Transparenz
■ Drogenprojekte: CDU fordert Erklärungen zur Entscheidung der Sozialbehörde
Wenn es um Transparenz in der SPD-nahen Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) geht, kennt Dietrich Wersich nichts. Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuß (PUA) Filz hat der CDU-Abgeordnete schon vielen BAGS-MitarbeiterInnen mit penetrantem Nachfragen Unbehagen bereitet. Nun begehrt er von der Sozialbehörde zu wissen, wieso der Bremer Drogenhilfeträger „Steps GmbH“ den Zuschlag für die Fixerstube „Drug-Mobil“ in Billstedt bekommen und damit den derzeitigen Betreiber „freiraum“ ausgestochen hat (taz berichtete). Denn „auf den ersten Blick erfüllt Steps die Voraussetzungen nicht“, meint Wersich. Einen zweiten aber läßt Sozialsenatorin Karin Roth (SPD) nicht zu. Über die Auswahlkriterien hüllt sie sich weiterhin in Schweigen. Wersich kündigte deshalb gestern eine kleine Anfrage an den Senat an.
Selbst die Drogenhilfeträger, die sich an der Ausschreibung beteiligt hatten, werden über die Auswahlkriterien im Unklaren gelassen. Martin Grotjahn, Geschäftsführer der „Steps“-Mutter „Drogenhilfe Bremen“ will bisher nur erfahren haben, daß „wir den Zuschlag wahrscheinlich bekommen sollen“. Von dem Streit zwischen Hamburger Drogenhilfeprojekten und der BAGS um die Ausschreibung des „Drug-Mobil“, das „freiraum“ bereits seit 5 Jahren betreibt, habe er bei der Bewerbung nichts gewußt. Nur durch einen Zufall habe er im Internet die Ausschreibung entdeckt.
Dem von „Steps“ vorgelegten Konzept zufolge soll sich die Drogenarbeit vor Ort nicht entscheidend verändern, versichert Grotjahn. Die MitarbeiterInnen werden nicht aus Bremen geschickt, sondern in Hamburg angeheuert. Der Zugang zum Gesundheitsraum solle „niedrigschwellig“ sein. Hürden aufzubauen wie etwa im „Café Drei“ an der Hoheluftbrücke, wo jeder Junkie vor dem Konsum ein Beratungsgespräch führen muß, hält Grotjahn für „absurd“.
Bei der Anhörung der Bewerber vor der Auswahlkommission sei ein Schwerpunkt auf das Modell zur Qualitätssicherung gelegt worden, erinnert er sich. In den von „Steps“ betriebenen Drogenhilfeeinrichtungen sei die Qualitätssicherung an ein niederländisches Modell angelehnt. Die MitarbeiterInnen müßten danach regelmäßig die KlientInnen befragen, um deren Bedürfnisse mit dem konkreten Angebot abzugleichen. Die Erhebung werde intern durchgeführt und nicht etwa durch die Behörden.
Norbert Dworsky, Geschäftsführer von „freiraum“, betont, daß auch sein Verein sich seit Jahren zur Qualitätskontrolle verpflichtet habe. Regelmäßig würde eine sogenannte „Leistungsdokumentation“ erstellt, etwa über die Anzahl der Beratungsgespräche, sowie eine „Basisdokumentation“ über konkrete Einzelfälle. Vor zwei Jahren hatte es darüber allerdings Streit mit der BAGS gegeben, weil diese die Datenerhebung laut Dworsky „nicht hinreichend anonymisiert“ wurde. Elke Spanner
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