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Billige Zigaretten nur noch aus Mallorca

■ Am 1. Juli wurde der Duty-free-Handel in der EU eingeschränkt. Nun muß Gunnar Heinemann sein Sortiment neu sortieren

Ob Parfüme, Uhren, Krawatten, Ledertaschen, Kaffee, Süßigkeiten, Zigaretten oder Alkoholika – bei Deutschlands größtem Duty-Free-Händler stapeln sich Marken- und Luxuswaren in braunen Pappkartons meterhoch in den Lagerhäusern der Hamburger Speicherstadt. Das Familienunternehmen – die Gebrüder Heinemann – ist seit 120 Jahren im Geschäft mit zoll- und steuerfreien Waren aktiv. Weltweit beliefert Heinemann als Großhändler vom Hamburger Freihafen aus Duty-Free-Shops auf Flughäfen und Fährschiffen in 51 Ländern und betreibt selbst 100 Läden an Airports in Deutschland.

Als Präsident des deutschen Duty-Free-Verbandes kämpfte Gunnar Heinemann jahrelang gegen die Abschaffung des Duty-Free-Handels im EU-Reiseverkehr – erfolglos. Doch auch nach dem endgültigen Aus zeigt sich der Geschäftsmann flexibel, optimistisch und geht in die Offensive: „Wir werden keine Läden schließen, sondern unser Sortiment im Bereich der Accessoires und Kosmetika zusätzlich erweitern. Dadurch wollen wir den erwarteten Umsatzrückgang von 20 Prozent bei Zigaretten und Alkoholika ausgleichen.“ Ob das Konzept aufgeht, werde in einem halben Jahr zu sehen sein.

Schon heute führt Heinemann 12.000 verschiedene Artikel in seinem Sortiment – darunter 4000 Düfte und Kosmetika, 4000 Accessoires sowie 4000 Alkoholika und Tabakwaren. In den nächsten Monaten soll das Portfolio um weitere 1000 bis 2000 Artikel ergänzt werden. Denn: Duty Free ist seit Jahren nicht nur auf Alkohol- und Zigarettenverkauf beschränkt. Die Duty-Free-Verkäufe auf Flughäfen, Fährschiffen und in Flugzeugen erzielen mehr als die Hälfte ihres Gesamtumsatzes von geschätzt 1,5 Milliarden Mark mit Kosmetik und Accessoires. Da auf diesen Artikeln keine Verbrauchssteuern liegen, können sie auch künftig genauso günstig wie bisher angeboten werden.

Als ersten sichtbaren Schritt für alle Reisenden ergänzte Heinemann am 1. Juli seine Duty-Free-Shops auf Flughäfen mit dem Begriff „Travel Value“. „Diese Shops sind für alle Passagiere offen“, meinte Heinemann. Allerdings werden steuerfreie Zigaretten und Alkoholika auf abgeteilten Ladenflächen angeboten und nur noch an Passagiere in Drittländer außerhalb EU-Europas verkauft.

Alle übrigen Artikel können von allen Reisenden erworben werden. Auch bei den neuen „Travel Value“-Shops gilt für Heinemann bei der Preisgestaltung das Credo: „Airport-Shopping muß günstig und attraktiv bleiben.“ Ein Schnäppchen am Flughafen sei schließlich Teil des Reiseerlebnisses.

Schlecht sehe es im Großhandel aus. „Dort brechen uns im Bereich der Butter- und Fährschiffahrt eindeutig Umsätze weg“, meinte Heinemann, der mit seinem Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 1,2 Milliarden Mark macht. Auch für die weltweit 1400 Mitarbeiter – davon arbeiten 300 in der Zentrale in Hamburg – bleibt das Aus von Duty-Free nicht folgenlos. 100 befristete Arbeitsverträge werden nicht verlängert, so Heinemann. Gewinner des Duty-Free-Endes werden alle EU-Länder mit niedrigen Steuersätzen sein, glaubt der Geschäftsmann. Reisende werden künftig Zigaretten direkt in Malaga oder Mallorca einkaufen. „Der normale Einzelhandel in den deutschen Städten wird von den Verlusten des Duty-Free-Handels nicht profitieren“, analysiert Heinemann,“ er wird keine Mark mehr in der Kasse haben.“ Beate Kranz

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