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Starrköpfige Arbeitgeber

■ Tarifverhandlungen für den Hamburger Einzelhandel erneut ergebnislos vertagt. Chefs fordern weiterhin Gehaltseinbußen

Die Tarifverhandlungen für die 70.000 Beschäftigten im Hamburger Einzelhandel sind gestern ergebnislos abgebrochen und auf den 13. Juli vertagt worden. „Die Arbeitgeber beharren auf einer Änderung der Lohnstruktur“, begründete der Sprecher der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Jörg Reinbrecht, das Scheitern. „Inbesondere wollen die Einzelhändler eine Abgruppierung der KassiererInnen durchsetzen“, erklärte Reinbrecht. „Wir haben ihnen gesagt, ihr könnt nicht nur etwas fordern, ihr müßt auch etwas geben.“

Bis zum nächsten Verhandlungstermin setzt die Gewerkschaft zwar erst einmal ihre Streikmaßnahmen aus, um den Unternehmen Bedenkzeit zur Vorlage eines Angebots zu geben. „Wir hoffen, daß die Arbeitgeber bis dahin ihre Versuche des Lohndumpings aufgeben und sich auf die Frage der Tariferhöhung 1999 konzentrieren“, erklärte Reinbrecht. Zugleich will die HBV aber die Urabstimmungen in den großen Kaufhäusern und Kaufmärkten fortsetzen.

Bislang haben die Einzelhändler keinerlei Angebot vorgelegt und stattdessen die Forderung nach einer Revision der Lohnstruktur erhoben. Danach soll die Gehaltsgruppe der KassiererInnen völlig entfallen, was für diese Berufsgruppe Lohnkürzungen von 800 Mark mit sich bringen würde. Auch die Hochgruppierung von ungelernten VerkäuferInnen nach fünf Berufsjahren soll nach Auffassung der Unternehmer künftig entfallen, was mit Gehaltseinbußen von 600 Mark verbunden wäre.

Der von der Hamburger HBV heftig kritisierte Berliner Abschluß, der bundesweit keine Pilotfunktion hat, spielte gestern keine Rolle. In Berlin hatten die Gewerkschaften einer Gehaltskürzung in der untersten Lohngruppe für Reinigungskräfte zugestimmt und dafür drei Prozent mehr Gehalt bekommen. „Wir haben in Hamburg eine ganz andere Struktur im Einzelhandel, so daß der Abschluß nicht übertragbar ist“, sagt Reinbrecht. In Hamburg fordert die HBV 200 Mark mehr für alle. Die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG), die zweite Gewerkschaft im Bunde, fordert sechs Prozent mehr Gehalt.

Magda Schneider

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