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Multimedia in der Event City

Wirtschaftssenator Mirow und der Etat 2000: Millionen für St. Pauli von der EU und Hamburger Geld fürs Hätschelkind Neue Medien  ■ Von Peter Ahrens

Wenn ausgerechnet Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) von der „Event City“ Hamburg spricht, mag das wie ein Widerspruch in sich wirken. Aber nicht der Senator soll schließlich das Ereignis sein, sondern die Stadt.

So ist der Bereich Dienstleistungen und Medien, der Hamburg zur „Event City“ machen soll, denn auch derjenige, der im Haushalt des nächsten Jahres von der Wirtschaftsbehörde besonders wohlgefällig bedacht wird. Das neue Volksparkstadion plus Arena-Halle, das Programm rund um die Expo 2000, bessere Bedingungen für Kreuzfahrt-Reeder: Das alles macht einen Gutteil des 611-Millionen-Etats aus, den Mirow gestern präsentierte.

Fast die Hälfte des Geldes geht in Investitionen und Wirtschaftsförderung: Von der Werftenhilfe bis zum Hätschelkind der Wirtschaftsbehörde, dem Bereich Multimedia. Dem Mediensektor spricht Mirow immer noch „die größte Wachstumsdynamik“ in der Stadt zu. Hamburg will deshalb einen Multimedia-Führerschein einführen, bei dem junge Leute den Umgang mit den Neuen Medien lernen sollen.

Die Expo findet zwar in Hannover statt, Mirow rechnet aber damit, daß knapp zwei Millionen BesucherInnen auch einen Abstecher nach Hamburg machen. 400.000 zusätzliche Übernachtungen kämen dann auf die Hamburger Hotels zu.

Neues hat der Senator für St. Pauli zu verkünden. Der Stadtteil bekommt als erster der Hansestadt eine Millionen-Förderung aus Brüssel. „Außer Tourismus läuft in St. Pauli ja nicht viel“, sagt Mirow. Die Arbeitslosigkeit im ärmsten Viertel der Hansestadt liegt mit 14,5 Prozent weit über dem städtischen Durchschnitt. Deshalb will man mit den zwölf Millionen Mark von der EU Firmen Anreize geben, sich in St. Pauli niederzulassen. Dabei hofft Mirow auf seriöse Angebote: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich Anträge von Bordellen genehmigen würde.“

Alles wie gehabt dagegen bei der Bewerbung der Stadt um den Bau des Airbus A3XX. Hier bleibt der Wirtschaftssenator gewohnt vage. Er rechne mit einer Entscheidung des Dasa-Konsortiums in den nächsten 18 Monaten, sagt er. Ob Start- und Landebahn im Werk Finkenwerder noch mehr verlängert werden müßten, als im Planfeststellungsverfahren vorgesehen ist, „bedarf der rechtlichen Klärung“.

Kein Problem hat Mirow damit, daß der Investor Deuteron, der Arena und Volksparkstadion plant, über seinen Geschäftsführer Andreas Wankum in der Deputation der Wirtschaftsbehörde vertreten ist. Wankum sitzt für die CDU in dem Gremium, das die Wirtschaftsbehörde kontrollieren soll. „Ich habe nicht darüber zu richten, wen die CDU aufstellt. Ich hab nur darauf zu achten, daß es keine Interessenskollisionen gibt.“ Bisher habe sich Wankum nie an Abstimmungen beteiligt, bei denen es um die Interessen der Deuteron ging.

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