: Ein Zeichen setzen!
Jetzt kann die Sonntagsöffnung auf kaltem Wege durchgesetzt werden – Hamburger Geschäftsleute, nutzt die Gelegenheit! ■ Von Eberhard Spohd
Allsonnabendlich das gleiche Bild: Horden von Demonstranten ziehen durch die Hamburger Innenstadt und verweigern auf unverfrorene Weise den ansässigen Geschäftsleuten ihren wohlverdienten Umsatz. Dabei berufen sich die meist politisch motivierten Radaubrüder auf das Grundgesetz und die dort verankerte Versammlungsfreiheit. Um letzlich doch den Rathausmarkt zur Schlachtplatte zu machen.
An diesem Wochenende trifft es den Gänsemarkt und in Bergedorf die Route der Deutschnationalen zum Frascati-Platz – welch ein sinnbildlicher Name für Genuß und Konsum. Doch die Menschenmassen werden die Eingangstüren der Geschäfte versperren und Erwerbswillige durch Lärmbelästigung und Gewaltandrohung aus den Konzentrationsgebieten des Kaufrauschs fernhalten. Aber obacht! Der Handel schlägt zurück.
„Aufgrund der mittlerweile wöchentlichen Demonstrationszüge an den Samstagen“, teilt das Einrichtungshaus habitat mit, „werden wir durch eine Spätöffnung um 12 Uhr ein Zeichen setzen.“ Umsatzeinbußen zwingen dazu. Ein Schritt in die richtige Richtung. Besser aber noch die Idee, am Sonntag von 12 bis 16 Uhr zu öffnen und einen Schautag ohne Verkauf und Beratung zu veranstalten. Auf diese Weise könnte es gelingen, peu à peu die Sonntagsöffnung durchzusetzen.
Auch Christina Sternberg, Filialleiterin des Ledergeschäfts Donna am Jungfernstieg, geht diesen Weg. „Hier ist doch fast jeden Tag etwas“, wird sie in der Morgenpost zitiert, „die lösen sich doch gegenseitig mit dem Demonstrieren ab.“ Die Folgen sind klar: Das Gewerbe erleidet Umsatzeinbußen in mehrstelliger Höhe. Die Angestellten, die ja längst keinen festen Lohn mehr erhalten, bekommen keine Provision mehr für getätigte Verkaufsabschlüsse – unter anderem, weil auch ihre Gewerkschaft ständig Umzüge veranstaltet.
Dabei gäbe es eine einfache Lösung für diese Probleme. Nur noch Besserverdienenden werden Demonstrationen in der Innenstadt genehmigt. Die Routen werden durch die Einkaufspassagen gelegt. Die ansässigen Geschäfte locken die protestierenden – sagen wir einmal – Zahnärzte durch spezielle Angebote in die Verkaufsräume. Was für ein Schnäppchen: Auf der einen Seite auf die Ungerechtigkeiten im Gesundheitswesen aufmerksam machen und in einem Aufwasch noch vergünstigt eine Gucci-Brille erstehen zu können. Gerne auch sonntags.
Dieser Beitrag wurde gesponsert von der Veinigung Einzelhandel in der Innenstadt, der Bergedorfer AG „Deckel druff“ und der Interessenkooperation „Ihr Geld ist auch unser Geld“ Hamburg
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