piwik no script img

KommentarDer Bratwurst-Batista

■ Die CDU ist für Grillverbot im Tiergarten

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, dachte man erleichtert, als vor einem Jahr das Grillvergnügen im Tiergarten in die Legalität überführt wurde. Aber nein: Auch dieses Jahr gießt die Vegetarische Armee Fraktion in Gestalt des parlamentarischen Geschäftsführers der CDU, Volker Liepelt, Benzin in die Glut.

Erneut verlangen die konservativen Spaßbremsen nach einem Grillverbot. Zur Begründung dieser Forderung hat Liepelt den Remix eines alten CDU-Sommerschlagers aufgelegt. „Es ist nun einmal so, daß dort, wo Müll ist, Ratten sind“, hatte sein Parteifreund Klaus-Rüdiger Landowsky deklamiert. Heute ist die Botschaft: Wo Türken grillen, sprich: „ein fehlentwickelter Multikulti-Begriff“ vorherrscht, ist das Nagetier nicht weit – eine „sich immer mehr ausbreitende Rattenplage“ rufe das Braten und Brutzeln hervor.

Statt gemütlich den Grill anzuwerfen, mobilisiert Liepelt als intellektueller Grillanzünder den Stammtisch – unter der demokratischen Wurstpelle verbirgt sich eine rechtspopulistische BSE-Verseuchung. Im Wahlkampf geht es schließlich um die Wurst. Befürchten müssen die Freunde des feurigen Vergnügens indes wenig. Mit seiner Epistel an den Berliner Spießer erweist sich Liepelt als armes Würstchen, dem es an der nötigen Portion Fleischeslust mangelt. Wen die 600fache Dosis an krebserregenden Benzpyrenen, die ein saftiges Grillkotelett im Vergleich zu einer Zigarette enthält, nicht abschrecken kann, der läßt sich von einem CDU-Geschäftsführer erst recht nicht in die Glut pinkeln.

Wenn die Repression trotzdem zuschlagen sollte, sind die Ausgangsbedingungen für die Grill-Guerilla im Tiergarten optimal. Dem Baustadtrat Horst Porath (SPD) ist – allein wegen seines heldenhaften Widerstandes gegen die Love Parade – die Rolle als Bouletten-Che-Guevara bereits sicher. Und vielleicht könnte dann am 10. Oktober bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus auch einmal eine Ausnahme die Regel bestätigen, daß die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln ernten. Schafft ein, zwei, viele Tiergarten – solange das Wetter noch hält.

Andreas Spannbauer

Meldung Seite 20

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen