Stadtwerke-Bilanz (noch) positiv

■ Nach dem Strom-Monopol endet auch das für Gas und Wasser / 40 Prozent der „swb-AG“ kommen im Jahr 2000 auf den Markt

Die Bremer Stadtwerke, die seit dem 1. Januar als „swb-AG“ firmieren, haben für das Geschäftsjahr einen Gewinn von 53,4 Millionen Mark ausgeschüttet. Das entspricht einer Rendite (nach Steuern) von 3,8 Prozent. Die Stadtwerke hatten durch Kostenmanagement und Personalabbau ihren Jahresüberschuß von 42 Millionen (1996) auf 65,4 Millionen Mark aufgebessert. In der Bilanz für 1998 sind auch neun Millionen Mark Anlauf-Verluste aus dem Telekommunikations-Geschäft (NordCom) enthalten.

Im laufenden Geschäftsjahr wird sich dieses Ergebnis aber nicht fortsetzen, kündigte Vorstandsvorsitzender Gerhard Jochum auf der Bilanz-Pressekonferenz an. Aufgrund des scharfen Wettbewerbes auf dem Strom-Markt würde das Jahresergebnis um ein Drittel niedriger ausfallen. Die Industrie-Preise für Energie sind auf 70 Prozent des Preises von 1996 gefallen. Wie stark die swb-Enordia im Herbst die Strompreise für Privatverbraucher senken muß, verrieten die Vorständler noch nicht. Noch ist der Wettbewerbs-Druck nicht so stark wie etwa in München, weil dort bisher erheblich höhere Strompreise gezahlt werden mußten. So werden die Stadtwerke sich auch mit der Einführung der neuen Zähler, in die Scheckkarten eingeführt werden können, Zeit lassen. Das erste private Anbebot in Bremen, die über den ProMarkt vertriebene Firma Ares/Berlin, konnte bisher gerade elf Kunden in Bremen den Stadtwerken abwerben. Der Wettbewerb wird aber härter, nach dem Telefon- und Strom-Markt wird der Gas-Markt liberalisiert und spätestens in fünf Jahren, prognostizierte Jochum, werde das auch für das Wasser-Geschäft gelten.

Jochum widersprach auf der Pressekonferenz dem Eindruck, den Finanzsenator Hartmut Perschau am Mittwoch im Haushaltsausschuß erweckt hat (vgl. taz vom 22.7.): Keineswegs ist ausgemachte Sache, daß die Stadtwerke-Anteile (11,3 Prozent), die die belgische Powerfin überraschend abgegeben hat und die zunächst von der Stadtgemeinde Bremen übernommen worden sind, in Kürze an die Ruhrgas-AG weiterverkauft werden. Erst im nächsten Jahr, so Jochum, werde über neue Anteilseigner entschieden und dies im Zusammenhang mit den 20,25 Prozent Anteilen der Stadtgemeinde, die schon bei der Landesbank „geparkt“ sind und den zehn Prozent, die die Stadtwerke als „Eigenaktien“ selbst halten. In einem „Paket“ sollen also insgesamt gut 40 Prozent Stadtwerke-Anteile auf den Markt kommen.

Im Berichtsjahr 1998 waren trotz der Entwicklung neuer Geschäftsfelder insgesamt 260 Stellen abgebaut worden. Der Geschäftsführer der swb-Synor, Dr. Thomas Hoffmann, kündigte an, im Jahre 2001 werde der Block V im Kraftwerk Hafen stillgelegt, im Jahre 2003 dann der Block 14 in Hastedt. Die Reduzierung der bremischen Strom-Produktion ist ein Knackpunkt der Verhandlungen mit dem Preag-Konzern über das künftige „Beschaffungskonzept“ der Stadtwerke. Die Preag habe einen „Leistungsüberhang“, räumte Jochum ein, also Überkapazitäten. Das bedeutet: Die Preag würde gern ihren Strom nach Bremen liefern, hat aber kein Interesse, viel Geld für Strom aus Bremer Kraftwerken auszugeben. So ziehen sich die Verhandlungen inzwischen seit mehreren Monaten hin. K.W.