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In der Warteschleife

■ EU verurteilt Bangemanns Wechsel zu Telefonica. Spekulationen über Aufschub

Straßburg/Madrid (rtr/dpa) – Das Europaparlament hat den beurlaubten EU-Kommissar Martin Bangemann gestern nachdrücklich und mit großer Mehrheit aufgefordert, seinen Posten beim spanischen Telefon-Konzern Telefonica nicht zu übernehmen. Das Parlament rief den designierten Chef der neuen EU-Kommission, Romano Prodi, auf, eine Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse zu verhindern.

In der Debatte hatten zuvor Vertreter des Parlaments, des Rats und der Kommission Bangemanns Verhalten scharf verurteilt. Die britische Abgeordnete Imelda Read sagte, die Kommission plane im Laufe des Jahres eine Überprüfung der EU-Telekommunikationsrichtlinien. Bangemann könnte bei Telefonica sein Wissen über diese Pläne nutzen. Der designierte Vize-Präsident der neuen EU-Kommission, Neil Kinnock, sagte, es sei nun am Europäischen Gerichtshof, darüber zu entscheiden, ob Bangemann seine Pensionsansprüche verliere.

Inzwischen ist offenbar auch Telefonicas Begeisterung über seinen neuen Spitzenmanager verflogen. Die Konzernführung hatte bereits die für Mittwoch geplante Wahl Bangemanns in den Vorstand bis auf weiteres verschoben. Telefonica-Präsident Juan Villalonga wolle mit der Berufung des früheren FDP-Vorsitzenden in den Firmenvorstand abwarten, bis Bangemann offiziell aus der EU-Kommission ausgeschieden sei, berichtete das spanische Wirtschaftsblatt Expansion. Andere meinen, Villalonga wolle warten, bis Bangemann aus den Schlagzeilen verschwunden sei.

Inzwischen wird aber auch spekuliert, daß der Aufschub für den Konzern vielleicht nur ein erster Schritt dazu sei, sich später, wenn Gras über die Sache gewachsen ist, aus dem Deal mit Bangemann ganz auszuklinken. Dies meldete etwa die Illustrierte Neue Revue.

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