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Fähre von Cuxhaven nach Brunsbüttel

■ Bremer Spediteur Harms erweckt alte Fährverbindung wieder zum Leben / Glogowski: „Fährlinie ist ökologisch vernünftig“

Cuxhaven/Brunsbüttel. Schleswig-Holstein und Niedersachsen rücken näher zusammen: Vom 1. August an werden Cuxhaven und Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) nach 18jähriger Unterbrechung wieder durch eine Elbfähre verbunden sein. Die Schiffe verkehren täglich im Zwei-Stunden-Takt und können 500 Personen sowie 120 Pkw und 18 Lkw oder Reisebusse befördern. Für die Überfahrt benötigen sie etwa eine Stunde. Die Reederei rechnet pro Jahr allein mit 30.000 Lastzügen, die den Fährweg über die Elbe der Strecke durch den Hamburger Elbtunnel vorziehen werden.

Politiker aus beiden Ländern hoben am Samstag anläßlich der Taufe der drei Fährschiffe die große Entlastungsfunktion für den Verkehr im Ballungsraum Hamburg und auf der Nord-Süd-Achse hervor. „Die wirtschaftlichen Chancen des norddeutschen Raumes in einem vereinten Europa werden weiter wachsen, und Cuxhaven liegt günstig auf der Verkehrslinie Holland-Skandinavien“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Glogowski (SPD). Die neue Fährlinie sei ökologisch vernünftig und bringe auch neue Impulse für den Tourismus.

Nach Ansicht des Staatssekretärs im schleswig-holsteinischen Verkehrsministerium, Bernd Rohwer, verbessert die Fähre spürbar die Verkehrssituation im Unterelberaum und an der Westküste, stärkt aber auch den Wirtschaftsstandort Brunsbüttel. „Der geplante Aufbau einer neuen Produktlinie der Bayer AG und die Einrichtung eines schienengebundenen Container-Shuttles zwischen Brunsbüttel und Hamburg sind Beispiele für die wachsende Attraktivität dieses Wirtschaftsraumes“, erklärte Rohwer.

Im Cuxhavener Fährhafen wurden zunächst die beiden Fähren „Hinrich Wilhelm Kopf“ und „Wilhelm Kaisen“ jeweils von den Töchtern der verstorbenen SPD-Politiker getauft. Die Namensgebung für die dritte Fähre „Jochen Steffen“ fand später in Brunsbüttel durch die Witwe des früheren SPD-Landesvorsitzenden in Schleswig-Holstein statt. Gleichzeitig wurden in Brunsbüttel der neue Terminal und die RoRo-Anlage eingeweiht. Während die beiden 105 Meter langen und 18 Meter breiten Großraumfähren „Hinrich Wilhelm Kopf“ und „Jochen Steffen“ den regelmäßigen Fährdienst wahrnehmen, ist die 88 Meter lange und 13 Meter breite „Wilhelm Kaisen“ für Sonderfahrten und als Ersatzschiff vorgesehen.

Die neue Fährlinie Cuxhaven-Brunsbüttel wurde gemeinsam von dem Bremer Spediteur und Reeder Egon Harms und dem Cuxhavener Bauunternehmer Johannes Voss realisiert. Beide hatten zunächst eigene Fährpläne, taten sich dann jedoch zusammen und investierten insgesamt 20 Millionen Mark. Harms kaufte die 40 Jahre alten Schiffe in Dänemark und ließ sie für den Einsatz auf der Elbe vollständig umrüsten. Voss baute den neuen Anleger in Brunsbüttel. In Cuxhaven war dies allerdings nicht nötig. Dort können bereits vorhandene Anleger und Flächen genutzt werden.

An die neue Fährverbindung knüpfen sich durchweg positive wirtschaftliche Erwartungen. Die Betreiber rechnen damit, daß sie schon in Kürze schwarze Zahlen schreiben werden. Reedereichef Harms, der für eine Grundauslastung durch seine eigenen Autotransporte sorgt, sieht die Fähre als Alternative zur Autobahn A 1 mit dem „Nadelöhr Elbtunnel“. Er entwarf bereits die Zukunfts-Vision einer durchgehenden Verbindung von Ostfriesland bis nach Schweden, wenn der Wesertunnel und die Brücke über den Öresund fertiggestellt seien. dpa

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