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Marzahn ist nicht Mitte

■  Liga für Menschenrechte will Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma am Reichstag. Diepgen weiter für Standort in Marzahn

Der Stadt blüht ein weiterer Mahnmalstreit. Die Internationale Liga für Menscherechte hat gestern vom Senat die sofortige Errichtung eines Mahnmals für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma gefordert. Unterstützt wird der Liga-Vorstoß von der Bundesregierung sowie von der Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus. Nach der Entscheidung des Bundestages im Juni für den Bau des „Mahnmals für die ermordeten Juden Europas“ hatte der Zentralrat der Sinti und Roma am Montag Ansprüche nach einem eigenständigen Denkmal im Zentrum der Stadt erneuert.

Die Befürworter wenden sich damit gegen den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU), der kein neues Denkmal in der Nähe des Reichstags zulassen möchte. Bereits 1995 hatte die CDU eine entsprechende Vorlage im Senat verhindert.

Nach Ansicht der Präsidentin der Liga für Menschenrechte, Fanny-Michaele Reisin, müsse mit der Planung für ein Mahnmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma „unverzüglich“ begonnen werden. Sie forderte den Senat auf, die Grünfläche südlich des Reichstags als Standort für das Mahnmal freizugeben. Zugleich erinnerte Reisin gestern daran, daß Staatsminister Michael Naumann (SPD) sich ebenfalls für diese Stelle im Parlaments- und Regierungsviertel ausgesprochen hatte.

Resin warnte davor, das vorgesehene Mahnmal anstatt „im politischen Zentrum der Bundeshauptstadt im östlichen Randbezirk Marzahn errichten zu wollen“. Das Erbe der eigenen Geschichte dürfe „nicht verdrängt“ , die Opfer nicht vergessen gemacht werden. Die Liga-Präsidentin spielte damit auf die Aussage Diepgens an, für weitere Mahnmale sei „im Stadtzentrum kein Raum“.

Diepgen hatte sich in der Vergangenheit für einen Mahnmal-Standort im Bezirk Marzahn ausgesprochen. Dort hatten die Nazis während der Olympischen Spiele 1936 ein Sammellager für Sinti und Roma eingerichtet. Die Mehrzahl der Insassen war später in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und von der SS ermordet worden– wie insgesamt 500.000 Sinti und Roma.

Gegen einen peripheren Erinnerungsort plädierten gestern auch die Grünen im Abgeordnetenhaus. Fraktionssprecherin Marie-Luise Dittmar sagte: „Wir haben uns immer dafür eingesetzt, daß allen Opfergruppen gedacht wird.“ Es sei klar, daß die Sinti und Roma einen ihnen „angemessenen Standort“ in der Stadtmitte nahe des Reichstags für das Gedenken erhalten sollten. Dittmar gegenüber der taz: „Und Marzahn ist kein zentraler Ort.“

Keine endgültige Entscheidung zu diesem Thema dagegen ist bei den Mitgliedern der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus gefallen. „Grundsätzlich“, sagte der Sprecher Thomas John, „steht die Fraktion der Errichtung eines Mahnmals für die Sinti und Roma positiv gegenüber.“

Nach der Debatte über das Denkmal für die ermordeten Juden Europas und den Beschluß, dieses in den Ministergärten zu errichten, müsse die Fraktion darüber erst wieder beraten, sagte John. Zum Ort und zur möglichen Gestaltung eines Mahnmals wollte der Sprecher deshalb keine Stellungnahme abgeben. Rolf Lautenschläger

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