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KommentarEin Befreiungsschlag

■ Kulturforum soll zu Ende gebaut werden

Jetzt hat er den Salat. Jahrelang hatten sich Befürworter und Gegner des Kulturforums gegenseitig blockiert. Der Senat wollte abwarten, was aus dem Potsdamer Platz wird, und vor der Matthäikirche hatte sich die Berliner Kabarettanstalt (BKA) niedergelassen.

Doch dann kam Peter Strieder. Angetrieben von seinem Staatssekretär Hans Stimmann und dessen fast schon paranoider Ablehnung gegenüber allem, was sich nicht in Blöcke schneiden läßt, wagte Strieder den ersten Schritt und lobte einen Wettbewerb aus, nicht ohne das „Planwerk Innenstadt“ zu den Unterlagen zu packen.

Sollte Strieder geglaubt haben, damit einen Überraschungscoup zu landen, sah er sich freilich getäuscht. Nicht nur degradierte der zuständige Ausschuß den Siegerentwurf zum Provisorium. Auch der Senat wollte zur Realisierung des Provisoriums nur eine Million beisteuern. Dennoch scheute Strieder nicht vor der Blamage zurück. Anläßlich der Eröffnung der Gemäldegalerie ließ er die BKA räumen, Rollrasen legen und Götterbäumchen pflanzen – Stadtentwicklung als Sandkastenspiel.

Nun hat Strieder die Quittung bekommen – und das ist gut so. Lange genug hat die Architektenmafia die Stadt mit ihren Lochfassaden überzogen, und auch Turmhäuser (vielleicht von Hans Kollhoff?) gibt es zur Genüge. In dieser Situation kommt der Beschluß des Abgeordnetenhauses, das Kulturforum im Sinne Hans Scharouns zu Ende zu bauen, einem Befreiungsschlag gleich. Nun ist es am Senat, das Votum umzusetzen. Die Devise, abzuwarten und auf den Potsdamer Platz zu gucken, greift jedenfalls nicht mehr. Nach der Fertigstellung des Sony-Rohbaus ist die stadträumliche Situation sichtbar, eine Entscheidung somit nicht länger hinauszuschieben.

Ein Votum für das „Haus der Mitte“ bedeutet allerdings nicht automatisch, daß die Philosophie der Stadtlandschaft, die derzeit noch am ehesten aus der Vogelperspektive zu erkennen ist, vollendet wäre. Immerhin wird das Kulturforum von mehreren Verkehrsschneisen durchschnitten. Ohne dieses Gebäude bliebe das Forum allerdings ein Torso. Und mit den Torhäusern wäre es nicht nur verstellt, sondern auch entstellt. Uwe Rada

Bericht Seite 15

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