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Ab 50 aufwärts auf acht Rollen

■ Spinnen die Alten? SeniorInnen berichten über das Bangen bei ersten Skater-Ausflügen

Von seinem neuen Hobby dürfen Werner Axels Nachbarn erstmal gar nichts wissen: „Jetzt fängt er ganz an zu spinnen“, hört er sie schon reden. Denn seit seinem 63. Geburtstag skatet Werner Axel aus Moordeich. Die Hemmschwelle für Senioren sich auf den acht Rollen zu versuchen ist allerdings groß, beobachtet auch die Bremer Skateschule Happy Skater, die einen speziellen Kurs „Fit ab 50“ anbietet.

Eine „Hemmschwelle“ für Werner Axel war vor allem die Angst sich lächerlich zu machen – „das hat mich abgehalten“. Seine Tochter hat dem Freizeit-Sportler dann einen Gutschein für den Skate-Kurs geschenkt. Jetzt träumt der kaufmännische Angestellte von eigenen Skates. Seine erste Tour ging rund ums Blockland.

Roswitha Lehmann hat sich selbst die Inliner zum Geburtstag geschenkt. Das war vor zwei Jahren, als sie 57 wurde. „Ich hab die Leute laufen sehen und fand das schön“, erzählt sie. Mit einer Freundin zusammen hat sie auf dem Schulhof geübt – „als die Kinder alle weg waren“. Anfangs war das noch wackelig. „Steif wie ein Stock“, stand sie auf den Rollen. Aber nach einer halbe Stunde gings besser, und auf zum Werdersee.

Für die beiden Seniorenskater Lehmann und Axel sind die Inliner idealer Freizeitsport. Werner Axel macht viel für seine Fitness: Surfen, Fahrrad fahren, Ski laufen. Aber „joggen ist nicht mein Ding“, erzählt er. Da bekommt der kaufmännische Angestellte manchmal Atemnot. Beim Skaten passiert ihm das nicht. Auch wegen den Erschütterungen – „da ist Skaten viel knochenschonender“, weiß der 63jährige. Nur Unsportlichen würde er vom Skaten abraten.

Auch für Roswitha Lehmann ist Skaten „ein gutes Training: da wird der ganze Körper bewegt“. Sonst ist sie Fahrrad gefahren. Skaten sei allerdings „noch schöner, nicht so langweilig“. Und vor allem: „Spielerisch einfach – wenn man es gelernt hat.“

Angst vor Stürzen und Knochenbrüchen hatten beide nicht. In der Skater-Schule haben sie richtig stürzen gelernt. Und bremsen. Erst mit einem Skate, dann mit beiden. Anfangs nur in der Turnhalle, dann gings nach draußen. Schon seit Juni bietet die Happy Skater Schule kleine Kurse für Senioren an. Es gebe zwar ein großes Interesse an den Verleihstellen: „Aber dann fehlt oft der letzte Mut“, weiß Tina Schulz. Dabei „lernt man das ganz schnell“, erzählt die Trainerin. Skaten bringe „sofort Erfolgserlebnisse“.

„Gar nicht wackelig“ fand Werner Axel seine ersten Rollschritte. „Ich war da gleich mit vertraut.“ Immerhin ist er schon als Kind Rollschuh gefahren. Und so was verlerne man ja nicht. Bis heute fährt er Schlittschuh und Langlauf. Da liegt Skaten eigentlich nahe. Seine erste Tour auf acht Rollen hat Werner Axel ins Blockland gemacht. „Richtig schön speed“ hatte er da drauf. „Normale Fahrrad-Fahrer“ habe er locker überholt, berichtet er stolz.

Am meisten vermissen die Senioren Mit-Skater: „Es wäre gut, wenn man mehr Freunde hätte, die das machen. Das würde mehr Spaß machen“, sagt Werner Axel. Seine Tochter sei zum Skaten leider nicht oft da. Auch Roswitha Lehmann hat im Kurs Gleichgesinnte gesucht und schon erste Kontakte aufgenommen. Denn zusammen rollt es sich einfach schöner. pipe

Infornationen zum Senioren-Kurs unter Tel.: 4340956

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