„Online-Stadtteil würde Uni stärken“

■ CDU-Chef Jens Eckhoff hat eine Vision: Ein High-Tech-Stadtteil im Hollerland / So könnte er den Naturschutz übergehen

taz: Der taz haben Sie es ja schon vor einiger Zeit angekündigt. Nun haben Sie tatsächlich ein Papier vorgelegt, aus dem bunte Bildchen für eine Hollerland-Bebauung sprießen. Was wollen Sie?

Jens Eckhoff, CDU-Fraktionschef der Bürgerschaft: Bunte Bildchen sind da erstmal nicht zu sehen. Der Plan fürs Hollerland ist, dass wir eine „Online-City“ an dieser Stelle wollen. Das ist eine Vision, die natürlich weiter konkretisiert werden muss. Entstehen soll ein Technologiestadtteil, der bisher aus drei Schwerpunkten besteht. Erstens: Eine Wohnsiedlung für die Werkstudenten des 21. Jahrhunderts. Das heißt: Sie sollen neben ihrem Studium für Computerfirmen oder andere Firmen Online arbeiten können und eine entsprechende Infrastruktur vorfinden. Zweitens: Ein Existenzgründer-Zentrum. Drittens: Eine komplette Dienstleistungs-Versorgung in diesem Bereich.

Eine Studie der BAW hat gefragt: Was hat Bremen eigentlich für ein Innovationspotential? Das Neue an meiner Idee ist, das wir uns nicht den Kopf zerbrechen, wie wir die Menschen nach ihrem Studium nach Bremen locken, sondern ihnen die Möglichkeiten bietet, bereits während des Studiums einen Berufsweg einzuschlagen: Entweder er arbeitet nach dem Studienabschluss weiter für die Firma, für die er als Werkstudent bereits arbeitete, oder er wechselt in das Existenzgründer-Zentrum.

SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen sagt: „An den sogenannten Visionen des Herrn Eckhoff ist nichts wirklich neues“.

Eckhoff: Das mag sein, dass Herr Böhrnsen den Vorschlag erstmal kritisieren muss, da das Hollerland ja eine Herzblutangelegenheit der Sozialdemokraten ist. Das muss ich auch zur Kenntnis nehmen. Die Gutachten haben aber auch klar belegt, das es bei einem europaweiten Modellprojekt schon auch Möglichkeiten gibt, das Hollerland aus dem Naturschutz-Bereich herauszuholen. Aber wir werden zu dieser Sache Veranstaltungen im Herbst machen, und wir werden ihn einladen, damit er sich überzeugen kann, dass da sehr viele neue positive Sachen drinstecken.

Dass das jetzt als europaweit einzigartiges Projekt dargestellt wird, wundert nicht: Sie sind ja gerade in der Zwickmühle, dass Sie sich irgendetwas aus den Fingern juckeln müssen, damit sie die FFH-Naturschutz-Richtlinien im Hollerland umgehen können. Ist das so?

Eckhoff: Nein das ist überhaupt nicht so. Wer mir ein Entwick-lungsgebiet in der Nähe der Universität zeigen kann, wo es möglich ist, ein solches Projekt zu starten, mit dem diskutiere ich auch über Standorte. Mir geht es in erster Linie darum, mit einer solchen Idee mittelfristig in Bremen a) das geistige Personal zu stärken und b) Arbeitsplätze zu schaffen.

Nochmal zum mitschreiben: Ein Gutachten sagte: Wenn man das Hollerland bebauen will, muss man schon ein europaweites Modellprojekt da hinbauen.

Eckhoff: Richtig

Ein paar Wochen später kommt der Fraktionschef der CDU und zieht ein europaweites Modellprojekt aus der Schublade. Das legt doch nahe, dass das Projekt auf die Gutachten hin geschrieben ist.

Eckhoff: Der Verdacht liegt sicherlich nahe, das mag sein. Daraus mache ich gar keinen Hehl. Trotzdem müssen wir auf der anderen Seite der Autobahn expandieren. Die Gutachten haben eine deutliche Sprache gesprochen. Ihr Verdacht stuft aber die Idee herab. Ich bin von der Idee überzeugt. Der On-line-Stadtteil würde die Uni stärken und den Hochtechnologiestandort Bremen mittelfristig etablieren. Wir wollen eine Abwägung vornehmen, was geschenen soll: Entweder das Bekenntnis zu Zukunfts-Arbeitsplätzen. Oder auf Dauer sagen: Wir dürfen auf keinen Fall ans Hollerland ran. Man muss von diesen Dogmen herunter kommen.

Zuerst wollte die CDU eine Straße durchs Hollerland bauen. Dann die Technologiepark-Erweiterung. Und jetzt einen Online-Stadtteil. Was ein Paradigmenwechsel, oder?

Eckhoff: Wir haben 1994 ein Papier zur Erweiterung des Technologieparks vorgestellt, da stand schon drin: Irgendwann muss der Schritt auf die andere Seite der Autobahn erfolgen. Die Diskussion ist heute weiter. Inzwischen ist klar, dass man nicht einfach mit einer Straße durchs Hollerland schneiden kann.

Jetzt baut man einen Stadtteil, um die Straße zu rechtfertigen?

Eckhoff: Nein. Damit verkürzen Sie die Debatte. Fragen: cd