Kommentar: Aus und vorbei
■ Die SPD wird mit Momper nicht gewinnen
Hinterher, heißt es, hinterher ist man immer klüger. Hinterher, das ist am Abend des 10. Oktober, nach der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, aber klüger, das kann man auch schon vorher sein. Auf 21 Prozent ist die SPD in der jüngsten Umfrage gestürzt, Tendenz fallend. Damit liegen die Sozis schon 17 Prozent hinter der CDU, aber nur noch vier Prozent vor der PDS. Was die Prognosen für das Amt des Regierenden anbelangt, bricht Momper alle Rekorde. Mit 19 Prozent liegt Momper derzeit 38 Prozent hinter Eberhard Diepgen.
Seit geraumer Zeit bereits versuchen die Sozialdemokraten der Hauptstadt das Ruder herumzureißen. Vergeblich. Alle Versuche nach vorne zu kommen, sei es nun, die Quadriga oder aber den Spitzenkandidaten in den Vordergrund zu stellen, gingen am Ende nach hinten los. In der Psychologie nennt man das einen Double-Bind. Egal, was man macht, es ist falsch. Die Gründe für eine solch ausweglose Situation liegen meist tiefer.
In der SPD ist es vor allem die Glaubwürdigkeitslücke, die Momper und Co. zu schaffen macht. Obwohl, anders als bei der Bundes-SPD, über den politischen Kurs der Landes-SPD kaum Zweifel bestehen, ist er dennoch nicht zu vermitteln. Das muss noch nicht einmal am Inhalt selbst liegen. Haushaltskonsolidierung und Sparkurs haben laut Umfragen sogar eine knappe Mehrheit. Es ist vielmehr das politische Personal der SPD, das sich permanent lächerlich macht. Auf der einen Seite fordert man vom Wahlvolk Modernisierungsleistungen, und selbst schafft man es nicht einmal, seine Putzfrau anzumelden. Andern Leistung predigen und selbst Leistung verweigern, das kommt nicht gut in diesen Zeiten. Da muss man sich nicht wundern, wenn bald alles aus und vorbei ist.
Das alles haben die Wahlkämpfer der SPD schon vor Monaten gewusst als die ersten Umfragen das Momper-Tief ankündigten. Umso mehr bleibt es ihr Geheimnis, warum sie nicht das Ruder herumgerissen und etwa die Finanzsenatorin zur Spitzenkandidatin gekürt haben. Die wäre nicht nur als Frau und Politimport eine echte Konkurrenz für Diepgen geworden. Im Vergleich zu Momper wäre sie auch Original und nicht Kopie gewesen. Uwe Rada
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