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Albaner überfallen ein serbisches Dorf

■ Mit einer Geiselnahme sollte die Bevölkerung in die Flucht getrieben werden. Jugoslawischer Ministerpräsident holt Vertreter der Radikalen Partei in die Staatsspitze

Priština/Belgrad (dpa) – Bewaffnete Kosovo-Albaner haben sich nach einem Angriff auf ein serbisches Dorf im Kosovo gestern eine Schießerei mit Soldaten der Friedenstruppe KFOR geliefert. Dabei wurden zwei der Angreifer verletzt, mehrere seien festgenommen worden, teilte ein KFOR-Sprecher in Priština, der Hauptstadt des Kosovo, mit.

Kosovo-Albaner hatten einen Serben als Geisel genommen und der Bevölkerung des Dorfes Gornja Brinjica, nördlich von Priština, 24 Stunden Zeit zur Abreise gegeben. Nach Ablauf des Ultimatums hörten KFOR-Soldaten Gewehrschüsse und Detonationen von Panzerfäusten.

Zwei Autos seien mit hoher Geschwindigkeit aus dem Dorf geflüchtet, sagte der KFOR-Sprecher. Die Soldaten hätten die Fahrzeuge verfolgt. Als aus einem der Autos auf die Soldaten geschossen wurde, habe die Friedenstruppe das Feuer erwidert. Die Angreifer seien wenig später gestellt worden.

Angesichts der zunehmend gewalttätigen Angriffe gegen Serben und Roma sagte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen, Ron Redmond: „Es scheint systematisch und organisiert zu sein.“ Der scheidende US-Befehlshaber im Kosovo, Brigadegeneral John Craddock, zeigte sich überzeugt, dass es ein „Element“ gebe, welches die Taten organisiere.

An der jugoslawischen Staatsspitze gab es gestern Veränderungen. Der jugoslawische Ministerpräsident Momir Bulatovic bildete sein Kabinett um und gab wichtige Posten an die extrem nationalistische Serbische Radikale Partei. Die Radikalen haben zwei Vizepremierposten und mehrere Ministerressorts erhalten, meldete der Belgrader Fernsehkanal BK-TV. Gleichzeitig wurde der bisherige Vizeregierungschef Zoran Lilic des Amtes enthoben. Der Sozialist Lilic hat sich in den vergangenen Tagen gegen die Fortsetzung des Konfliktes der jugoslawischen Regierung mit der internationalen Gemeinschaft geäußert.

In der neuen Regierung sind Vertreter der Sozialistischen Partei Serbiens, der kommunistischen JUL von Miloševic' Frau Mira Markovic sowie der Serbischen Radikalen Partei von Vojislav Šešelj. Außerdem sind zwei montenegrinische Parteien in der Regierung vertreten, die den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloševic unterstützen.

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