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Ajax Amsterdam, das große Vorbild

Lange Zeit galt der niederländische Rekordmeister Ajax Amsterdam weltweit als Vorzeigeklub in Sachen Förderung und Sichtung seiner Talente. 160 Nachwuchskicker trainieren und spielen von der F- bis zur A-Jugend bei Ajax und erlernen schon hier das in jeder Altersklasse gleiche Offensivsystem. Zehn festangestellte Trainer sorgen für die Betreuung, 23 Scouts für den Nachschub an talentierten Teenagern.

Vor kurzem wurde gar eine Ausbildungsfiliale in Südafrika ins Leben gerufen. In Kapstadt sollen begabte Youngster geschult werden, um später ins Amsterdamer Profiteam integriert werden zu können. Zahlt sich dieses Vorhaben aus, wird auch in Ghana eine weitere Zweigstelle eröffnet – die Pläne liegen bereits in der Schublade.

Weit über drei Millionen Mark im Jahr lässt sich der Verein seine Jugendarbeit kosten. Der sportliche und vor allem der finanzielle Erfolg geben dem Verein Recht: Über 100 Millionen Mark erwirtschafteten die Holländer in den vergangenen zehn Jahren durch den Verkauf von Eigengewächsen, wie Dennis Bergkamp (Arsenal London), Clarence Seedorf (Real Madrid) oder Patrick Kluivert (FC Barcelona).

Die Bedingungen für Ajax und sein vielfach kopiertes Ausbildungssystem sind jedoch schwieriger geworden. Im Zuge des Bosman-Urteils (jeder Spieler darf nach Vertragsende ablösefrei gehen) gingen dem Klub in den letzten vier Jahren massenhaft Sprösslinge an finanzkräftigere Bewerber verloren. „Jedes Jahr werden die besten Jugendspieler abgeworben“, klagte jüngst Hans Westerhof, Direktor der Ajax-Schule.

Die potente Konkurrenz hat aufgeholt. Jeder europäische Spitzenverein investiert mittlerweile riesige Summen in den eigenen Unterbau oder wildert in fremden Revieren. Der französische Meister Girondins Bordeaux hat rund dreihundert Jungkicker unter seinen Fittichen und betreibt ein vereinsinternes Internat. In Zusammenarbeit mit der Schule soll eine umfassende Entwicklung der Kinder – nicht nur in sportlicher Hinsicht – garantiert werden. Kosten: jährlich 3,7 Millionen Mark.

Der ukrainische Titelträger Dynamo Kiew baute sich ebenfalls seine eigene Fußballschule, in der sechzig Dynamo-Kiew-Spieler wohnen und über dreihundert unterrichtet werden. Das Dynamo-Konzept dreht sich äußerst profitabel auf Hochtouren: In der vorigen Saison erreichte man mit der im Altersdurchschnitt jüngsten Elf das Halbfinale der Champions Leage und verkaufte sein 22-jähriges Stürmertalent Andrej Schewtschenko anschließend für rund 46 Millionen Mark an den AC Mailand. Auch der italienische Meister betreibt ein eigenes Internat und fördert seine Junioren mit drei Millionen Mark pro Jahr.

Hierzulande orientiert man sich endlich an den europäischen Nachbarn. Internate sollen schon bald für jeden Bundesligaverein zur Voraussetzung werden, um die Profilizenz zu erhalten. Borussia Dortmund (1,5 Millionen Mark Jugendetat), Schalke 04 (2,5) und Bayern München (3) basteln bereits an entsprechenden Projekten.

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