■ Das Diepgen des Tages
: Maulkorbzwang für Eva Bulling-Schröter

Hatte sich die PDS bisher schon allem geöffnet, was irgendwie kreuchen und fleuchen kann, geht sie jetzt einen Schritt weiter und kümmert sich außer um bedürftige Zweibeiner nun auch um vernachlässigte Vierbeiner. Als Erstes hat sich eine PDSlerin, die schon vom Namen her prädestiniert ist, zwei Hunde an die Leine zu nehmen, mit dem Hundefloh infiziert: die Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Eva „Doppelname“ Bulling-Schröter.

Die hat am Montag dem Tierheim Lankwitz einen Besuch abgestattet. Sie hat den langen Weg aus Bayern ins Tierasyl der Hauptstadt angetreten, um verlauste Hundeköpfe zu kraulen und bei einem Gespräch mit dem Leiter „die derzeitige Situation des Tierheims insbesondere in Hinblick auf die ferienbedingte Kapazitätsüberlastung, aber auch die Finanzausstattung und Perspektive des Tierheimes sowie Anforderungen an die Politik“ zu erörtern.

Als Begleithund hatte sie sich den innenpolitischen Sprecher der Berliner PDS, Gernot Klemm, mitgenommen. Dabei wäre der Fraktionsvorsitzende, der auf den Namen Harald Wolf hört, viel passender gewesen. Doch Bulling-Schröter heult nicht mit den Wölfen. Sie sucht das Zwiegespräch im Hundezwinger. Warum aber nur?

Es drängt sich der Verdacht auf, dass sie sich auf Kosten verwahrloster Geschöpfe ins Gespräch bringen will. Denn es ist eine ganze Weile her, dass man zuletzt von Bulling-Schröter etwas gehört hat. Das war im Dezember 1996.

Damals hatte sie es geschafft, dass der Bundestag ihre Immunität aufhob, weil sie genauso wie die grüne Bundestagsabgeordnete Elisabeth Altmann einen Aufruf zur Demontage von Bahngleisen unterzeichnet hatte. Die Schuld der taz daran soll nicht verschwiegen werden: Der Aufruf war in dieser Zeitung erschienen. Aber es konnte ja wirklich keiner ahnen, dass jemand das liest. Doch die Frau mit dem verunglückten Namen hatte Glück im Unglück, das Verfahren wurde im Februar vergangenen Jahres eingestellt.

Und erneut sucht Bulling-Schröter die Gefahr. Nun legt sie sich mit der beißwütigen Berliner Finanzsenatorin an, indem sie fordert, „Tierheimhunde“ für ein Jahr von der Hundesteuer zu befreien. Die Steuereinbußen wären „marginal“ und die Verweildauer von Hunden im Tierheim könnte verkürzt werden, wusste der Pressedienst der PDS schon zwei Stunden vor dem Vororttermin zu berichten. Ganz nebenbei würde vielleicht auch ein Doppelkäfig für Bulling und Schröter frei. Molly Bluhm