piwik no script img

Mangelnde Sprachfähigkeit ist das größte Problem

■ SPD-Gremium zur Schulpolitik fordert, dass nicht mehr als 40 Prozent Schüler nicht deutscher Herkunftssprache eine Grundschule besuchen. Vorklasse soll Pflicht werden

Eine multiethnische Schülerschaft und die wachsende Vielfalt der Herkunftssprachen ist nach Ansicht der SPD-nahen Bildungskommission kein vorübergehendes, sondern ein dauerhaftes Phänomen. Als größtes Problem wird die mangelnde Sprachfähigkeit Kinder nicht deutscher Herkunftssprache gesehen.

Der Erwerb der deutschen Sprache ist für ausländische Kinder die wichtigste Voraussetzung für den Schulerfolg und für die soziale Integration in die Gesellschaft, heißt es in dem gestern nun auch offiziell vorgestellten Bericht der Kommission. So solle mit dem Erwerb der deutschen Sprache so früh wie möglich begonnen werden. Die Kommission regt an, dass der Besuch der Vorklasse zur Pflicht gemacht wird. Es sei außerdem sehr wichtig, sich über den Sprachstand am Ende der Grundschulzeit und am Ende der Schulpflicht „zuverlässige und differenzierte Kenntnisse“ zu verschaffen. Dies sei eine „unentbehrliche“ Grundlage, um zu überprüfen, ob die bisherigen Fördermaßnahmen bisher überhaupt effektiv gewesen sind. Wie die Sprachstandmessung organisiert sein soll, wird in dem Bericht nicht erläutert.

Außerdem sollen in den Innenstadtbezirken die Einzugsbereiche der Grundschulen so neu gegliedert werden, dass es zu einer gleichmäßigeren Verteilung von Kindern nicht deutscher Herkunftssprache kommt. Nach Ansicht der Kommission sollen „auf keinen Fall“ an einer Grundschule mehr als 40 Prozent ausländische Schüler zugelassen werden.

Für Schüler, die bereits in der Grundschule unbefriedigende Noten haben und Klassen wiederholen müssen oder ihre Schullaufbahn bereits in den Klassen 7, 8 oder 9 beenden wollen, sollten schulische Angebote entwickelt werden, die sich stärker auf einen zukünftigen Beruf beziehen, fordert die Kommission.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ein Drittel aller Schüler nicht deutscher Herkunftssprache verlassen die Schule ohne Schulabschluss. Bei den deutschen Schülern sind es knapp 11 Prozent. Der Anteil ausländischer Schüler an Sonderschulen ist fast doppelt so hoch wie bei deutschen Schülern, während sie in der Realschule mit jeweils 20 Prozent annähernd gleich vertreten sind. Auch in der Gesamtschule gibt es keine Unterschiede bezüglich des Anteils von deutschen und ausländischen Kindern. Nach Ansicht der Kommission ist für Kinder nicht deutscher Herkunftssprache die Gesamtschule „eine Institution schulischen Aufstiegs“.

Die Kommission mahnt außerdem an, dass die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, qualitativ und quantitativ verbessert werden muss. In den Lehramtstudiengängen sollte eine intensivere Vorbereitung mit dem Umgang von Schülern unterschiedlicher ethnisch-kultureller Herkunft durchgeführt werden. Julia Naumann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen