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Dörfer in Dagestan zurückerobert

Russische Truppen scheinen die von Islamisten besetzten Dörfer wieder zu kontrollieren. Die Rebellen kündigen jetzt eine Änderung ihrer Strategie an  ■   Von Barbara Kerneck

Moskau (taz) – Den Truppen der Russischen Föderation gelang es gestern in Dagestan, sämtliche bisher noch von Islamisten besetzten Dörfer zu erobern, einschließlich der heiß umkämpften Bergfestung Tando. Es ist jedoch mehr als fraglich, ob sie damit ihr Ziel erreicht haben, die aus Tschetschenien eingesickerten Eindringlinge, die sich selbst Wahhabiten nennen, völlig auszuräuchern.

Trotz schweren Luftwaffeneinsatzes entschied letztlich eine Infanterieaktion über den Sieg. Für die russische Seite brachte sie hohe Verluste. Das Vorhaben, einen Berg Namens „Eselsohr“ im Gänsemarsch zu besteigen, gelang erst im zweiten Anlauf, bei beiden Versuchen wurden insgesamt neun Offiziere erschossen und 50 schwer verwundet, von niemand anderem als von den Islamisten, die die Russen bereits völlig aus der Gegend vertrieben zu haben glaubten. Trotzdem gelangten die russischen Streitkräfte auf den Gipfel des Berges, von dem aus die Straße kontrolliert werden kann und die sämtliche besetzten Dörfer mit Tschetschenien verbindet.

Da auch die übrigen Rückzugspfade der Terroristen vermint waren, ist es ein Rätsel, wie sie sich nach Tschetschenien zurückziehen konnten. Genau dies aber behauptet der Rebellenführer Schamil Bassajew. Er kündigte über das Internet eine erneute Runde im Kampf der Islamisten für einen eigenen Staat im Kaukasus an. Diese Etappe soll den Namen „Hamsat-Bek“ tragen. So hieß im 19. Jahrhundert ein Imam von Tschetschenien und Dagestan, der den Machtkampf im Kaukasus weniger im direkten Kampf gegen die zaristischen Truppen austrug, sondern geschickt die einzelnen dagestanischen Völkerschaften gegeneinander aufhetzte. Zuletzt schlossen sich seinem Aufstand gegen die Russen auch die südlichen Regionen Georgiens und Aserbeidschans an.

Dagestanische Offizielle zweifeln nicht daran, dass der offene Krieg jetzt von einem Partisanenkrieg abgelöst werden wird. Sie meinen, Bassajew würde seinen Ruf in Tschetschenien ruinieren, wenn er sich jetzt geschlagen gäbe. Die Einheimischen gehen eher davon aus, dass sich die Merzahl der schätzungsweise 1.200 islamischen Eindringlinge noch auf dagestanischem Territorium verborgen hält. Die dagestanische Sektion des Geheimdienstes FSB warnt davor, dass es in nächster Zeit zu schweren Terrorakten in den größeren Städten des Landes wie Buinaksk und Chasawjurt kommen könnte.

Dass der Krieg nicht, wie ursprünglich versprochen, in einer Woche beendet werden konnte, hat inzwischen auch das russische Oberkommando eingesehen. Man bemüht sich, die bestausgebildeten Einheiten im Nordkaukasus zu konzentrieren. Sogar einfache Soldaten werden dort künftig den für russische Verhältnisse unerhörten Sold von 800 Rubel (32 Dollar) am Tag erhalten.

Inzwischen ist in einem anderen Teil der ehemaligen UdSSR eine zweite wahhabitische Front eröffnet worden. Am Sonntag wurden in Kirgisien, im Großbezirk Osch, von Terroristen mehrere Dörfer überfallen und sieben Personen als Geiseln genommen. Die etwa 30 Terroristen kamen aus dem benachbarten Tadschikistan. In Tschetschenien ausgebildete Kämpfer verstärkten ihr Kontingent auf etwa 200 Mann.

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