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Was wollen diese Leute?

Die DVU kämpft im Brandenburger Wahlkampf gegen „Chaoten und Spinnerfrisuren“  ■   Von Richard Rother und Andreas Spannbauer

Beim Ertönen der Klingel lugt der Mann kurz hinter seinem Vorhang hervor. Dann erinnert sich Werner Firneburg, der auf Platz 4 der DVU-Liste in Brandenburg kandidiert, offenbar an die Zeiten im Luftschutzbunker: Plötzlich ist der Fernseher aus, im Hausflur herrscht Stille.

Nur widerwillig lässt sich Firneburg dazu bewegen, ein Fenster zu öffnen. „Wegen der vielen kriminellen Ausländer bin ich aus Neukölln weg“, sagt der Maschinenbaukonstrukteur, der nach der Rente nach Müncheberg ins Exil gegangen ist.

Für die 1971 gegründete DVU konnte sich Firneburg schon früh begeistern. „Ich war von Anfang an dabei“, sagt er stolz, „Mitgliedsnummer fünfhundertsiebenundfuffzich.“ Jetzt ist Firneburg täglich mehrere Stunden unterwegs, um Plakate aufzuhängen. Eine Sisyphusarbeit: Von den 48.000 DVU-Wahltafeln sind bisher 22.000 zerstört worden. In Döbern bei Cottbus seien DVU-Wahlhelfer mit einer Eisenstange verprügelt worden, klagt die Parteizentrale.

In Bad Liebenwerda haben Autonome einen Lautsprecherwagen mit Steinen attackiert, bei Potsdam sei ein Schiff, von dem aus für die DVU geworben wurde, mit Sandsäcken beworfen worden. Auch Firneburg berichtet von „Ärger mit Chaoten und ihren Spinnerfrisuren“.

Dabei sei es dieses Jahr noch ruhig – im Bundestagswahlkampf sei einem Parteifreund sogar „ein Ohr abgeschlagen“ worden. Angst hat er keine: „Ich hab dreißig Jahre lang Karate gemacht“, sagt der alte Mann im Feinrippunterhemd, der dafür kämpft, „dass es hier nicht so wird wie in Berlin“. Was er von Überfällen auf Ausländer hält? „Wir machen das auf dem rechtlichen Weg“, meint er. „Gewalt ist der falsche Weg, aber im Hinterkopf versteh ich das.“

2,5 Millionen Mark investiert die DVU nach Schätzungen der SPD in die Materialschlacht. In Postsendungen mit dem Stempelaufdruck „Wahlbüro Potsdam“ wird auch für den Devotionalienhandel von Parteichef Gerhard Frey geworben. Eine Medaille mit der Visage des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess kostet 399 Mark.

Zehn Prozent der Stimmen will die DVU bei den Wahlen am 5. September erreichen. Derzeit liegen NPD, DVU und „Republikaner“ nach Angaben des Instituts Infratest dimap zusammen bei fünf Prozent. Viel zu bedeuten habe das nicht, meint das Institut: „Rechtsradikale Parteien legen erst kurz vor dem Wahltermin zu.“ DVU-Spitzenkandidat Michael Claus lässt keinen Zweifel zu. „Natürlich kommen wir ins Parlament, sonst würde ich das alles ja nicht machen“, sagt der 39jährige schnauzbärtige Vorarbeiter, der im Zementwerk Rüdersdorf beschäftigt ist. Lässig lehnt Claus an seinem Jägerzaun in Petershagen bei Berlin, einen riesigen Rottweiler zu seinen Füßen. „Noch Fragen?“

400 Mitglieder hat die DVU in Brandenburg nach Angaben des Landeschefs Axel Hesselbarth aus Strausberg, der 1992 wegen seiner Sorge um das Reinheitsgebot für deutsches Bier beitrat. „Ausländische Banden“, „Diätenfresser“ und „Asylbetrüger“ sind die Schlagworte, mit denen die Partei vorgeblich Front gegen die „Schweinereien von oben“ macht. Erstmals führt die DVU auch einen Personenwahlkampf – auf skurrile Art und Weise: „Was wollen diese Leute“, steht auf einem Flugblatt unter den Porträts der Spitzenkandidaten.

Dass diese Leute nicht chancenlos sind, beweisen Menschen wie Hesselbarths Nachbar. Auf die DVU angesprochen, meint er: „Ob CDU, SPD, DVU – ist doch egal. Wir haben ja jetzt Demokratie.“ Dann gießt er weiter die Blümchen in seinem Vorgarten.

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