: Träume vom Wohnen
■ Gewoba stellte leerstehende Wohnungen für praktizierte Kinderträume zur Verfügung
Kinder haben ganz andere Vorstellungen vom „schöneren Wohnen“. Das beweist ein ungewöhnliches Kulturprojekt des Bremer Vereins „Quartier“: In Zusammenarbeit mit der Bremer Wohnungsbaugesellschaft Gewoba hat der Verein insgesamt neun „FreiRäume“ geschaffen. Leerstehende Wohnungen in den Stadtrandgebieten Bremens werden von den Kindern in Zusammenarbeit mit Künstlern und Pädagogen nach ihren Vorstellungen eingerichtet.
In den Wohnungen werden innerhalb kurzer Zeit Kinderträume wahr: Ein Wohnzimmer wird zur Oase, ein Raum zum Irrgarten und im Schlafzimmer entsteht ein Bett aus Draht. „Eine spannende Idee – das machen wir einfach mal mit“, begründet Ralf Schumann, zuständiger Abteilungsleiter der Gewoba seine spontane Begeisterung für die Sache.
In einer Hochhaussiedlung haben 15 Hort-Kinder unter Anleitung der Bremer Künstlerin Monica Beyer eine Wohnung für „Frau Fröhlich“ eingerichtet. Kunterbunt sollte sie werden, da waren sich die Sechs- bis Zwölf-Jährigen einig. „Braun und schwarz findet Frau Fröhlich nämlich gar nicht schön“, erklärt die zwölf-jährige Sumaia die Auswahl der Farben. Die Wohnung sieht jetzt tatsächlich so aus, als könne sich die imaginäre Frau Fröhlich dort richtig wohl fühlen: Auf den Fensterbänken stehen blaue Fantasieblumen, die Wände und Fenster sind bunt bemalt und mitten im Wohnzimmer ist ein kleiner Garten angelegt.
Die Kinder fühlen sich offensichtlich wohl in der neugestalteten Wohnung: „Bei uns zu Hause ist es nicht so schön“, erzählt Sumaia, die sich mit ihren zwei Schwestern das Kinderzimmer teilt. Ob den Eltern und Besuchern das bunte Ambiente in Frau Fröhlichs Wohnung auch so gut gefällt, wird sich Anfang September zeigen. Dann wird die neugestaltete Wohnung der Öffentlichkeit vorgestellt. „Ich glaube, die werden das nicht so schön finden – viel zu bunt“, befürchtet Sumaia.
Spätestens am 15. September ist der „Budenzauber“ aber schon vorbei. Dann müssen die bunt beklebten Badezimmerfliesen wieder grau, die Wände wieder weiß und der Fußboden wieder „sauber“ sein, sagt Schumann. Schließlich sollen sich „erwachsene Nachmieter“ die Wohnung nach ihrem Geschmack einrichten können. dpa
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