: Blau-weiß statt Rot-Grün
■ Die CDU will im Wahlkampf von der Fußballmetropole Berlin profitieren
Berlins Aufstieg zur Fußballmetropole lässt niemanden kalt. Auch die Strategen in der CDU nicht. „Wir Berliner wollen blau-weiß statt Rot-Grün“, verkündet ein Aufkleber, den die Union beim Hertha-Spiel gegen Famagusta unters Volk brachte.
Mit der Sommerkampagne, so bilanzierte der Berliner CDU-Generalsekretär und Wahlkampfmanager Volker Liepelt gestern, könne die Partei „zufrieden sein“. Ähnliche Popularitätszuwächse wie die Stadtreinigung konnte die Partei während der Sommerpause zwar nicht verbuchen – aber schließlich lag die Zustimmung für die Christdemokraten schon vor den Ferien auf hohem Niveau. Das Ziel sei gewesen, „die gute Stimmungslage durch die Sommermonate zu transportieren“, so Liepelt.
Trotzdem gibt der CDU-Werbechef die Parole aus: „Der Kampf fängt jetzt erst richtig an.“ Schließlich könnten sich Stimmungen „relativ schnell verändern“. Außerdem müsse der vorausgesagte CDU-Wahlerfolg so deutlich ausfallen, „dass Rot-Grün plus PDS nicht zu machen ist“. Liepelt meint damit nicht unbedingt eine absolute, sondern nur eine „moralische“ Mehrheit. Grund: „Dem Spitzenkandidaten der SPD traue ich alles zu.“
Ist das originell? Nicht wirklich. Zu Beginn des Jahres war die Unionskampagne frech gestartet, der joggende Diepgen war ein Renner. Doch jetzt wird es ernst, und da schätzt es der deutsche Wähler nach Auskunft von Wahlwerbern und Meinungsforschern nicht sonderlich, wenn es zu unernst wird. Also plakatiert die CDU ganz bieder: „Zukunft für alle, Sicherheit für alle.“
Vergleichende Werbung war, anders als in der Wirtschaft, unter Politikern noch nie tabu. Da dürfen sich die abgeschlagenen Sozialdemokraten von Liepelt als Partei der „sozialen Kaltschnäuzigkeit“ verhöhnen lassen. Und dass die rot-grüne Bundesregierung jetzt in der Stadt weilt, versucht der CDU-Generalsekretär den Genossen ins Negative zu wenden: Einen „Kurs der Unterwürfigkeit gegenüber der Bundesregierung“ warf er der SPD vor.
Die CDU selbst wird sich gleichwohl ihrer bundespolitischen Prominenz bedienen. Den Anfang macht schon heute Wolfgang Schäuble auf dem Wittenbergplatz, selbst Helmut Kohl soll am 14. September noch einmal in die Bütt steigen. Diepgen selbst wird vier bis fünf Termine pro Tag absolvieren, der Einsatzplan seines „Diepgen-Mobils“ umfasst bereits zehn ganze Seiten. Ralph Bollmann
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