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Bordellkunden im Internet bloßgestellt

■ Weitere Auswirkungen des Hackerangriffs auf die Microsoft-Tochter Hotmail. USA wollen Internetangriffe überwachen und so Zugang zu vielen Computern erhalten

Berlin (taz/dpa) – Nach dem Einbruch in den E-Mail-Dienst Hotmail von Microsoft haben Hacker die Namen von schwedischen Bordellkunden im Internet veröffentlicht. Wie die Stockholmer Zeitung Expressen am Freitag meldete, fanden die Hacker alle E-Mails von zwei Stockholmer Prostituierten mit ihrer männlichen Kundschaft. Sie veröffentlichten diese auf einer frei zugänglichen Homepage mit Namen und Telefonnummern der Freier.

Zu den Kunden, die an den Pranger gestellt wurden, gehört laut Expressen auch der Vorstandschef eines namhaften schwedischen Medienkonzerns. Auch Details über die gewünschte Form sexueller Dienste anderer Kunden wurden veröffentlicht.

Eine Gruppe von acht schwedischen Hackern hatte ein Programm geschrieben, das die Hotmail-Sicherheitsschranken umging. Auf entsprechenden Seiten im World Wide Web brauchte nur ein Name eingegeben zu werden, und schon konnte jeder die E-Mail des entsprechenden Hotmail-Kunden lesen oder auch elektronische Post versenden. Am Dienstag wurde die Sicherheitslücke bekannt.

Hotmail hat nach eigenen Angaben 40 Millionen Kunden und wurde von Microsoft aufgekauft. Der Microsoft-Beauftragte für Hotmail in Nordeuropa, Lars Backhans, meinte zu den neuen Enthüllungen: „Was mit Hotmail passiert ist, bedauern wir. Es ist aber eine ganz andere Sache, die Informationen anderer Menschen zu stehlen und einfach zu publizieren. Wir finden das abscheulich.“ Sicherheitsexperten finden es vor allem peinlich für Microsoft.

Microsofts Hotmail befindet sich allerdings in guter Gesellschaft: Hacker haben schon Websites von einigen großen Computerfirmen geknackt. Auch Regierungsstellen vor allem in den USA hatten schon öfter das Nachsehen, ob nun Nasa, CIA, Pentagon oder Weißes Haus.

Die Air Force gab am Montag bekannt, dass während des Kosovo-Krieges Serben permanent versucht hätten, US- und Nato-Kommunikationsnetze per Internet zu unterbrechen.

Schon Ende Juli verkündete die US-Regierung die Schaffung des Federal Intrusion Detection Network FIDNET – weil feindliche Regierungen und Terroristen angeblich an Cyber-Attacken auf die USA basteln. Software auf Computern in strategisch wichtigen Industriezweigen würde bei FIDNET über den Datenverkehr wachen. Sie soll Anzeichen eines Hackversuchs erkennen und melden. Das Problem laut der Bürgerrechtsgruppe Center for Democracy and Technology (http://www.cdt.org): Der Inlandsgeheimdienst FBI müsste das Ganze koordinieren und könnte so Zugang zu all den angeschlossenen Computern erhalten. rem

Hackers Hall of Fame: www.discovery.com/area/technology/hackers/hackers.html , Gut und Böse: http://tigr.ncdc.com/~lolson/ack/HakVCrak.html

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