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„Heil Hitler“-Video: Soldat beim Dreh dabei

■ Rechtsradikale Filmer in der Bundeswehr: „Da hat sich niemand dran gestört“

Aue (AP) – Mit einem Geständnis des angeklagten ehemaligen Zeitsoldaten hat am Montag der Prozess um die Gewalt verherrlichenden und antisemitischen Skandalvideos in der Bundeswehr begonnen. Vor dem Amtsgericht Aue in Sachsen gab der 26-Jährige zu, 1994 und 1995 an der Produktion der Filme in der Gebirgsjägerkaserne in Schneeberg beteiligt gewesen zu sein. Dem Mann wird Volksverhetzung und die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen.

Zum Zeitpunkt des Video-Drehs habe er eine rechte Meinung gehabt, sich später jedoch davon distanziert, sagte der Angeklagte. Deshalb habe er sich im Juli 1997 entschlossen, die Videos einem privaten Fernsehsender zu überlassen. „Ich wollte von den Journalisten eine kritische Berichterstattung, nicht Propaganda“, betonte er. Sein Verteidiger bezeichnete dies als „Warnung vor Rechtsradikalismus in der Bundeswehr“.

In dem Fernsehbeitrag ist mehrfach der Hitler- und der so genannte Kühnen-Gruß zu sehen. Nachgestellt werden unter anderem die Verbrennung eines Menschen in einem Ofen sowie Vergewaltigungen. Das Filmmaterial, an dem nach Angaben des Angeklagten auch Vorgesetzte mitwirkten, sei teilweise in der Dienstzeit gedreht worden, berichtete der Angeklagte: „Da hat sich überhaupt niemand dran gestört.“ Die Ausstrahlung von Szenen des Videos, für das der Angeklagte 2.000 Mark bekommen haben soll, hatte eine Debatte um Rechtsradikalismus in der Bundeswehr ausgelöst.

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