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Kriegsflieger mitten im Blumenbeet

■ Das soll wohl originell sein: MIG 21 wirbt für HOT-Markt in Othmarschen

„Zu Beginn hatten wir schon einige Skrupel“, gesteht Thomas Jacob, Marktleiter des HOT-Marktes in Othmarschen. Etwas „ganz Besonderes“ wollte er sich einfallen lassen. Einen „richtigen Hingu-cker“ hat der Marktleiter sich bestellt. Seit zwei Wochen parkt vor dem Geschäft ein Überbleibsel der Nationalen Volksarmee: eine MIG 21 – mitten im Blumenbeet.

Jacob versteht die Kritik nicht: Wieso militaristisch? Der holländische Händler habe von dem Flieger doch alle Waffen abmontiert. Etwas Kriegerisches in dem Jagdbomber kann er nicht entdecken. „Väter kommen mit ihren Söhnen und sehen sich den Flieger an. Nicht, weil es ein Kriegsgerät ist.“ Die Leute seien an der Technik interessiert.

Von der Technik allerdings ist nicht viel geblieben. „Bei Ausstellungsstücken ist es nur noch der nackte Rumpf“, sagt Major Harald Potempa, Leiter des Luftwaffenmuseums in Gatow. Es kommt noch schlimmer. Der Vogel in Othmarschen hat sogar einen Platten.

Was Jacob als besonderen Werbe-Clou ansieht: Die MIG 21 steht tatsächlich zum Verkauf. 50.000 Mark soll man für den Vogel berappen. „Damit decken wir unsere Kosten“, sagt der Marktleiter. Denn die HOT-Gruppe hat den Vogel kurzerhand gekauft. „Es sieht ein bisschen düster aus mit der Käufersuche“, klingt Jacob gestern ein wenig betrübt. Zwei der fünf Interessenten hätten bereits wieder abgesagt. Eine Disco, ein Unternehmen und ein Privatmann seien allerdings noch im Rennen.

Wenn aus dem Verkauf nichts wird, soll das Kriegsflugzeug weiter Werbung machen für HOT-Läden in Flensburg und Hannover. Doch Marktleiter Jacob sieht auch einen historischen Aspekt: „Hier wird greifbar, was uns jahrelang bedroht hat.“ Doch auf die historische Komponente der kleinen Flugschau in Othmarschen weist nichts hin. „Nein, eine Tafel gibt es nicht“, sagt der Marktleiter. „Wir hatten eine aufgestellt, aber die wurde nachts umgeknickt.“

Jochen Brandt

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