: Umweltpreis für selbstreinigende Dachziegel
■ Bionik-Forscher Wilhelm Barthlott erhält den halben Preis der Bundesstiftung Umwelt. Andere Hälfte geht an den vielbesungenen Öko-Unternehmer Klaus Steilmann
Berlin (taz) – Der Erfinder selbstreinigender Dachziegel bekommt in diesem Jahr den Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Der Bonner Bionik-Professor Wilhelm Barthlott hatte sich die schmutzabweisenden Blätter der Lotusblume zum Vorbild genommen und entsprechende Oberflächen technisch nachbildet. An der Blattoberfläche der Lotusblume können sich weder Dieselruß noch Farbreste oder gar Klebstoff lange halten. Schon der Morgentau reicht aus, die Blätter wieder reinzuwaschen.
Barthlott hatte festgestellt, dass nicht extrem glatte, sondern leicht raue, so genannte „mikroraue“ Oberflächen am saubersten bleiben. Dieses Prinzip lässt Techniker schwärmen: Fassaden und Dächer, Schiffe und Autos sollen durch entsprechende Folien und Lacke künftig auch ohne Reinigungsmittel stets sauber bleiben.
Natürliche Lösungen seien der Umwelt „viel besser angepasst als die meisten technischen Ansätze“, sagte Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Umweltstiftung, gestern. Es sei „höchste Zeit, dass sich die etablierte Technik den Erfahrungsschatz der Natur noch intensiver zu Eigen macht und damit ein harmonisches Verhältnis zur Natur herstellt“.
Barthlott baute am Botanischen Institut der Universität Bonn einen entsprechenden Lehrstuhl auf und forcierte die Einrichtung eines Aufbaustudiengangs „Ökologie und Umwelt“. Der Botaniker erhält nun die Hälfte des mit einer Million Mark dotierten Umweltpreises.
Die andere Hälfte des Preises geht an einen Unternehmer, der wiederholt als Umweltpionier von sich Reden machte: Textilfabrikant Klaus Steilmann aus Wattenscheid. Die Bundesstiftung würdigte, dass Steilmann frühzeitig den Mut besessen habe, sich mit dem Thema Ökologie in Textilien und Bekleidung auseinanderzusetzen, und er dabei „den gesamten Produktionsprozess von der Wiege bis zur Bahre“ berücksichtige. Steilmann habe nicht nur in seiner Branche, sondern auch in der Chemie- und Konfektionsindustrie, beim Groß- und Fachhandel und in der Landwirtschaft „ein außerordentliches Umdenken bewirkt“. Steilmann gründete 1991 ein eigenes Forschungsinstitut für Innovation und Umwelt. Bernward Janzing
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