■ Disney-Channel: Fürs Kind in jedem
Vier Fernsehsender für die unter Zwölfjährigen gibt es in Deutschland bereits: den Kinderkanal und Super-RTL im Free TV sowie Junior und K-toon im Familienpaket des Bezahlfernsehsenders Premiere World.
Ab heute hat der Pay-TV-Anbieter noch ein weiteres Programm im Repertoire: den deutschen Disney Channel. Er ist der neunte Sender des Entertainmentkonzerns, der seit 1995 außerhalb der USA gestartet wurde. Das Programm solle „das Kind in jedem von uns“ ansprechen, sagt Geschäftsführer Hans Seger.
Der neue Anbieter sendet zu 70 Prozent aktuelle wie klassische Disney-Filme und -Serien. Der wichtigste Kooperationspartner ist die EM.TV & Merchandising AG – eine leicht pikante Partnerschaft, weil letzteres Unternehmen gemeinsam mit der Kirch-Gruppe die Programme Junior und K-toon betreibt. „Was bei uns läuft, läuft aber nicht bei denen“, sagt Programmdirektor Michael Kreissl. Der Österreicher amtierte vorher in gleicher Funktion beim Tonträgerfirmen-Sender Viva.
Etwas aus dem programmlichen Rahmen fällt „livefive“, eine interaktive Live-Show für Kinder, die sich, so Kreissl, an dem Anspruch orientiert, „Kinder nicht zu Couch-Potatoes zu erziehen“. Eine weitere Besonderheit: Der Abend-Spielfilm startet bereits um 19 Uhr. Die ersten Filme, die um diese Zeit „Kinder und Erwachsene vor dem Fernseher vereinen“ sollen (Seger), sind „Cinderella“ und „Mary Poppins“.
Aber reicht das aus, um Eltern dazu zu bewegen, Premiere World zu abonnieren? Schließlich laufen im Free-TV-Kanal Super RTL, an dem Disney zu 50 Prozent beteiligt ist, jährlich 700 Stunden Material aus den Archiven des Konzerns. Und einige Serien, die im Disney Channel zu sehen sind, laufen auch im „Disney Club“-Programm, das RTL am Sonnabend- und Sonntagmorgen sendet.
Geschäftsführer Seger sieht sein Unternehmen aber ohnehin in anderen Sphären. „Die Konkurrenz“, formuliert er etwas kryptisch, „ist nicht das Free TV, sondern die Freizeit der Kinder.“
René Martens
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