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■ Integrationshelfer Kindergarten

Wedding zählt neben Kreuzberg und Neukölln zu den Bezirken Berlins, die über einen hohen Ausländeranteil verfügen. Im Schuljahr 1998/99 lag der Anteil von SchülerInnen nichtdeutscher Herkunft in den 1. Klassen bei circa 60 Prozent.

Anhand einer Sprachstandserhebung, die vergangenes Jahr vom Landesschulamt Berlin durchgeführt wurde, stellte sich heraus, dass SchülerInnen nichtdeutscher Herkunft, gemessen an ihren deutschen MitschülerInnen, über einen sehr geringen deutschen Wortschatz verfügen. Insgesamt wurden 1.594 SchülerInnen, davon 991 nichtdeutscher Herkunft, einzeln auf ihre Deutschkenntnisse überprüft. 11 Prozent der ausländischen SchülerInnen sind kaum in der Lage, dem Regelunterricht zu folgen; 34 Prozent haben entweder erhebliche Probleme oder weisen deutliche Unsicherheiten im Satzbildungsbereich auf.

Der hohe Anteil an Schülern, die der deutschen Sprache nicht kundig sind, kommt aus mangelnder direkter Begegung mit der deutschen Umgebung. So schicken viele türkische Familen, die Sozialhilfe empfangen oder mit einem geringen Einkommen leben, ihre Kinder häufig nicht in den Kindergarten. Wenn die Mutter ohnehin zu Hause ist, spart man gleich das Geld für einen Kindergartenplatz (ungefähr 60 Mark im Monat pro Kind). Dem Kind bleibt so jeder Zugang zur deutschen Sprache und Kultur verwehrt, denn der Kindergarten ist auch Integrationshelfer. Hinzu kommt, dass diese soziale Schicht sich oft in sehr traditionellen Lebensmustern bewegt und von daher die deutsche Kultur von vornherein nicht an sich heranlassen will. Foto: Dominik Butzmann

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