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Mit US-Hilfe gegen die Diamantenmafia

US-Außenministerin Madeleine Albright kündigt Schritte gegen den illegalen Diamantenhandel in Afrika an, mit dem unter anderem Angolas und Sierra Leones Kriege finanziert werden    ■ Von Dominic Johnson und François Misser

Berlin/Brüssel (taz) – Viele Kriege in Afrika sind nur möglich, weil Kriegsparteien mit dem Verkauf von Bodenschätzen Geld zum Kauf von Waffen erwerben. Diese Einsicht wird seit langem von unabhängigen Organisationen vertreten. Nun hat keine Geringere als US-Außenministerin Madeleine Albright dem illegalen Diamantenhandel in Afrika den Kampf angesagt.

Albright machte entsprechende Bemerkungen in Sierra Leone, zweite Station einer einwöchigen Afrikatour, wo im Sommer der Bürgerkrieg zwischen der Rebellenbewegung RUF (Vereinigte Revolutionäre Front) und der von Nigeria militärisch unterstützten Regierung zu Ende gegangen ist. Erst illegale Diamantenprofite, sagte Albright, hätten die RUF von einer 400-köpfigen Bande zu einer Guerillaarmee anwachsen lassen. Der illegale Diamantenhandel sei eine Grundlage für den illegalen Waffenhandel, der Afrikas Kriege schüre. Die USA wollten nun dagegen vorgehen.

Als ersten Schritt kündigte Albright Finanzhilfe für die neue Bergbaukommission Sierra Leones an, die die Diamantenförderung des Landes regulieren soll – und sinnigerweise von Foday Sankoh, dem Führer der RUF-Rebellen, geleitet werden wird. Außerdem wollen die USA für ein Viertel der Kosten der geplanten 6.000 Mann starken UN-Friedenstruppe für Sierra Leone aufkommen.

Neben der RUF in Sierra Leone finanzieren sich auch die Unita in Angola und Gruppen in der Demokratischen Republik Kongo dadurch, dass in ihren Territorien Diamanten und andere Rohstoffe gefördert, illegal in Nachbarländer gebracht und dann von dort scheinbar legal ausgeführt werden. So exportierte Liberia, Nachbar Sierra Leones, 1997 und 1998 8,3 Millionen Karat an Rohdiamanten, von denen es höchstens 120.000 selber produzierte.

Im Falle Angolas sind bereits internationale Kampagnen im Gang, um die diamantenen Geldquellen der Unita auszutrocknen. So müssen unter seit 1998 geltenden UN-Bestimmungen Diamanten aus Angola mit einem amtlichen Herkunftszertifikat versehen sein. Da viele gefälschte Zertifikate im Umlauf sind, kündigte der südafrikanische Bergbaugigant De Beers – der nach eigenen Angaben 80 Prozent des Welthandels mit Rohdiamanten kontrolliert – am 5. Oktober an, überhaupt keine angolanischen Diamanten mehr ankaufen zu wollen. Der Schritt erfolgte einen Tag, bevor ein Bündnis der deutschen „Medico International“, der britischen „Global Witness“ und der niederländischen „Novib“ eine Kampagne gegen den kriegsfördernden Diamantenhandel mit dem Titel „Fatal Transactions“ lancierte.

Das US-Interesse an diesem Thema liegt daran, dass die USA Endabnehmer für 65 Prozent der weltweit gehandelten Diamanten sind. Damit finanzieren US-Verbraucher indirekt afrikanische Kriege. In seinen Konsequenzen wird der illegale Rohstoffhandel in Afrika von US-Experten mit dem illegalen Drogenhandel in Lateinamerika verglichen. Am 5. Oktober fand im US-Außenministerium ein Expertentreffen zu „Aufstandsökonomie in Afrika“ statt, bei dem die Lage in Sierra Leone, Angola und dem Kongo untersucht wurde. Ziel ist, den afrikanischen Rohstoffhandel wieder in den formalen Weltmarkt zu integrieren – notfalls durch Militärhilfe für betroffene Regierungen.

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