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Die Straße zum kleinen Volk in Kamerun

■ EU entscheidet über Hilfen für umstrittenen Verkehrsweg in den Regenwald

Münster (taz) – „Mit unseren Steuergeldern fördert die EU die Regenwaldzerstörung und Wilderei von Gorillas, Schimpansen und anderen bedrohten Tierarten“, empört sich Reinhard Behrend von „Rettet den Regenwald“. Gemeint ist eine Finanzhilfe über rund 100 Millionen Mark für Kamerun, mit der in dem afrikanischen Land Straßen durch den Dschungel gebaut werden sollen. Die EU verhandelt derzeit über die Freigabe der „Entwicklungs“-Gelder.

„Entwickelt“ hat sich dank solcher Projekte in der Vergangenheit vor allem der Profit der meist westlichen Holzkonzerne. Leidtragende neuer Asphaltpisten waren dagegen dort lebende indigene Völker – in diesem Fall die Pygmäen – und der Wald selbst. Die Straßen dienen Holzfirmen zum rascheren Abtransport der gerodeten Bäume und ermöglichen es Jägern, in unberührte Gebiete vorzudringen.

Neu ist dabei, dass das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) inzwischen von der altlinken Sozialdemokratin Heidemarie Wieczorek-Zeul geführt wird. Zudem ist die BMZ-Staatssekretärin Uschi Eid eine Grüne, die sich in der Vergangenheit überaus kritisch zur klassischen Entwicklungshilfe geäußert hat. Die Ministerin habe große Bedenken gegen die Freigabe der Gelder, hieß es denn auch gestern aus dem BMZ. Sie werde für eine Vertagung der Entscheidung stimmen, weil „einige Fragen noch geklärt werden müssen“.

Ob sich die anderen EU-Länder dem anschließen, wird sich zeigen. „Dabei hat die dortige Regierung bisher noch nicht einmal gesagt, welche Straßen sie mit dem Geld bauen will. Deswegen hat es auch keine Umweltverträglichkeitsprüfung gegeben“, sagt Reinhard Behrend.

Gegen die geplante Finanzspritze hat mittlerweile auch die in den USA lebende deutsche Professorin Beatrice Hahn protestiert. Sie war Ende 1998 zu Weltruhm gelangt, weil sie die natürliche Herkunft des Aids-Virus entdeckt hatte: eine Schimpansenart, die nur in den Regenwäldern von Kamerun, Gabun und Kongo vorkommt und deren Überleben für die Aids-Forschung gesichert werden muss. In einem Brief an die deutsche Ministerin warnt Beatrice Hahn daher eindringlich vor den negativen Konsequenzen von Straßenbauprojekten in der Region für die gesamte Menschheit.

Werner Paczian

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