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Im Hospiz das Leben in Würde beenden

■ Ab 2001 will das Berliner Krankenhaus Havelhöhe ein Sterbehospiz eröffnen

Zurzeit sterben in Berlin 85 Prozent aller Menschen nicht zu Hause, sondern in Krankenhäusern. „Dieses Sterben ist oft entwürdigend“, sagt Christof Müller-Busch, der die Palliativstation des Anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe in Berlin-Spandau leitet, wo unheilbare Tumorfälle betreut werden. „Für diese Menschen brauchen wir ein Heim, in dem sie in Würde sterben können“, sagt der Arzt. Ab dem Jahr 2001 soll es – möglichst in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses – ein solches Haus geben.

„Der medizinische Anteil tritt im Hospiz in den Hintergrund“, erklärt Roland Bersdorf, Geschäftsführer von Havelhöhe, den Unterschied zu einer normalen Krankenstation. Eine fest geplante Dauer der Behandlung gibt es nicht, die Patienten haben die Gewissheit, bleiben und hier ihr Leben beenden zu können. „Auch wenn die Krankheit nicht heilbar ist“, sagt Müller-Busch, „kann man dem Menschen helfen.“

Das Hospiz soll mit einer so genannten Bezugspflege arbeiten: „Jeder Pflegende hat seinen eigenen Patienten, der Mensch wird in seiner Ganzheit erfasst.“

Das Sterben wird nicht als Abschluss eines Lebens gesehen, sondern, entsprechend anthroposophischer Anschauung, als eine Übergangsphase. So wird auch der nach-todlichen Begleitung“ große Bedeutung zugemessen: Angehörige haben die Möglichkeit, den Verstorbenen drei Tage aufzubahren und Abschied zu nehmen.

In Berlin gibt es bislang zwei (nicht anthroposophisch geprägte) Hospize mit 31 Betten, die keine Förderung des Senats erhalten. Bis 2004 sollen laut Hospizplan mit finanzieller Hilfe des Landes 64 Betten hinzukommen. Rund 500 Mark pro Tag kostet die Unterbringung, den größten Teil davon übernimmt die Krankenversicherung. Zehn Prozent muss der Träger des Sterbehospizes selbst aufbringen. Unterkunft und Verpflegung bezahlt der Patient.

„Die Finanzierung ist nicht das Problem“, sagt Müller-Busch, ungelöst ist aber die Raumfrage: „Wir suchen dringend ein Gebäude mit 500 bis 600 Quadratmetern Nutzfläche.“ Das Land Berlin besitzt gleich zwei geeignete Gebäude in der Nähe des Krankenhauses Havelhöhe, doch der für Verkauf oder Vermietung dieser Immobilien zuständige Bezirk Spandau sperrt sich. Eines der Gebäude will er für ein Musikinstrumenten-Museum nutzen, und auch das andere, ein ehemaliges Gasthaus, kommt nach Meinung des CDU-Bezirksbürgermeisters Konrad Birkholz für das Projekt nicht in Frage: Das sei ein „Filetgrundstück“ – und deshalb offenbar für ein Hospiz zu schade. Katharina Körting

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