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In Tschechien geht die Zilk-Affäre in die nächste Runde

■ Eine tschechische Wochenzeitschrift will Beweise haben, dass Wiens Ex-Bürgermeister Helmut Zilk doch jahrelang für die tschechoslowakische Staatssicherheit gespitzelt hat

Prag (taz) – Nun also doch: Helmut Zilk war Spion. Pünktlich zum ersten Jahrestag der Zilk-Affäre, die seinerzeit großes Aufsehen erregte, wärmt das tschechische Nachrichtenmagazin Tyden diese wieder auf. Tyden kam der Akte des ehemaligen Wiener Oberbürgermeisters bei der tschechoslowakischen Staatssicherheit auf die Spur. Unter dem Aktenzeichen 44958 sind da ganze 720 Seiten über ihn angelegt.

Demzufolge soll er zwischen 1964 und 1968 als Johann Meiz wissentlich mit der tschechoslowakischen Staatssicherheit zusammengearbeitet haben. Aus ideologischen, nicht materiellen Gründen, denn Zilk soll ein verkappter Kommunist gewesen sein, kokettierte er kurz nach dem Krieg mit dem kommunistischen Jugendverband.

Allzu viel anrichten konnte der damalige Journalist nicht: Seine Führungsoffiziere von der tschechoslowakischen Stasi soll er hauptsächlich mit Tratsch aus österreichischen Politikerkreisen versorgt haben. Auf den Tyden-Bericht angesprochen, verlor der Wiener all seinen Schmäh: „Ich habe keine Lust, auf diese Art irgendein Jubiläum der Beschuldigungen des letzten Jahres zu feiern, sowieso nicht mit einer Zeitschrift, die, wie ich gehört habe, um ihr Überleben kämpft und versucht, ihre Auflage zu erhöhen,“ baffte Zilk in Richtung Tyden.

Im Oktober des vergangenen Jahres brachte die Meldung, er habe für den tschecholowakischen Geheimdienst spioniert, Helmut Zilk um den „Weißen Löwen“, die höchste Ehrung Tschechiens. Die hatte Zilk am 28. Oktober 1998 im Rahmen einer Feierstunde erhalten sollen.

Nach peinlich berührten Entschuldigungen und einem Besuch Zilks bei Staatspräsident Václav Havel fand eine Regierungskommission, die Spionagevorwürfe an den Ex-OB seien unbegründet. Doch laut Tyden habe sich diese Regierungskommission nie mit Akte Nr. 44958 beschäftigt.

Ulrike Braun

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